Vorreiter in der beruflichen Rehabilitation für Suchtkranke

Fünf Jahre suchtspezifisches Angebot im BTZ Plauen der FAW

Sucht ist längst als Erkrankung anerkannt und zur Behandlung gibt es in der Regel spezifische medizinische Angebote. Aber was kommt nach einer medizinischen Akutbehandlung? Rückfälle sind häufig – und verhindern dann die berufliche Rehabilitation. Das BTZ Plauen der FAW hat deshalb ein Angebot entwickelt, das speziell auf die berufliche Teilhabe von Menschen mit Suchterkrankung ausgerichtet ist.

Eine Suchterkrankung entwickelt sich in der Regel über Jahre. Die psychische und körperliche Leistungsfähigkeit, aber auch das soziale, familiäre und berufliche Umfeld der Betroffenen verschlechtert sich. Trotzdem kommen die Erkrankten häufig aus der Entwöhnungsbehandlung direkt zurück in ihr „altes Leben“, wo eine abstinente Lebensführung oft misslingt. Bisher gab es in der „Reha-Landschaft“ kaum spezifische Angebote für Menschen mit stoffgebundenen Abhängigkeiten mit dem Schwerpunkt „Berufliche Integration“.

Zunächst im Fokus: Crystal-Meth-Abhängigkeit

Das Berufliche Trainingszentrum (BTZ) Plauen mit seinen Außenstellen in Gera und Zwickau bietet seit 25 Jahren berufliche Rehabilitationsmaßnahmen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen an. Immer wieder waren auch suchtkranke Menschen unter den Teilnehmenden. „Uns ist aufgefallen, dass diese Menschen den Ansprüchen der üblichen beruflichen Rehabilitationsleistungen oft nicht gewachsen sind“, so BTZLeiterin Corina Gerling. In Sachsen hatte zudem in den Jahren zuvor der illegale Rauschmittelkonsum, besonders von Crystal Meth, stark zugenommen. „Deshalb haben wir zunächst ein spezifisches und innovatives Konzept für die berufliche Rehabilitation von Menschen mit einer Abhängigkeit von Crystal Meth entwickelt“, so Corina Gerling.

Öffnung für alle stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen

Die Expertinnen und Experten des BTZ konnten aber beobachten, dass die Beeinträchtigungen der Teilnehmenden im dreijährigen Crystal Meth-Projekt auf nahezu alle anderen Teilnehmenden mit stoffgebundener Suchtproblematik zutrafen. „Dies und die hohe Wirksamkeit des Suchtkonzeptes hat den Ausschlag für seine Öffnung für alle Rehabilitanden mit stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen und Doppeldiagnosen gegeben,“ so Erih Novak, Bereichsleiter BTZ der FAW und Suchttherapeut. Für die erfolgreiche berufliche Rehabilitation von Suchterkrankten kann er drei Erfolgskriterien benennen: Besonders geschützte Bedingungen, interdisziplinäre Unterstützung und Zeit. „Nur durch eine konstante Begleitung und intensive psychosoziale Unterstützung können Rückfälle vermieden und die Erfolge aus der Klinik aufrechterhalten werden.“

Erfolgsfaktor: Multiprofessionelle Unterstützung

„Unsere Teilnehmenden erleben nach der medizinischen Reha clean die Freuden, aber auch die Frustrationen des (Arbeits-)
Alltags. Sie haben oft eine geringe Frustrationstoleranz, kaum Durchhaltevermögen und ein geschwächtes Selbstwertgefühl“
schildert Corina Gerling. Neben der kontinuierlichen Ausweitung der Abstinenzphasen zählt das Erlernen eines adäquaten Umgangs mit der Sucht und die Herstellung einer förderlichen Alltagsstruktur zu den wichtigen Herausforderungen. Suchterkrankte Rehabilitanden brauchen meist mehr Zeit und interdisziplinäre Unterstützung. Die BTZ der FAW leisten dies mit einem multiprofessionellen Team.

Nachhaltige Erfolge

Die hohe Wirksamkeit des suchtspezifischen Angebotes des BTZ Plauen zeigt auch die Statistik. 70 Prozent aller Teilnehmenden die im BTZ eine Abklärungsmaßnahme absolvierten, konnten im Anschluss an einer Folgemaßnahme, am Beruflichen Training oder einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme teilnehmen. 63 Prozent der Rehabilitanden gelang nach dem Abschluss des zwölf-monatigen Beruflichen Trainings der Schritt ins Arbeitsleben. Und sogar 67 Prozent aller jugendlichen Absolventen der elf-monatigen BvB-Maßnahme konnten eine Ausbildung beginnen. Erih Novak freut sich darüber: „Das sind tolle Zahlen – hinter denen viele bewegende, persönliche Geschichten stehen.“