Muskuloskelettale Erkankungen in der Rehabilitation

Das Robert Koch-Institut schreibt (2021): „Muskuloskelettale Erkrankungen sind weltweit die führende Ursache von chronischen Schmerzen, körperlichen Funktionseinschränkungen und Verlust an Lebensqualität.“ Die weite Verbreitung solcher Krankheitsbilder zeigt sich in Deutschland auch in den Fallzahlen der Krankenhäuser: Im Jahr 2019 wurden über 1,7 Mio. Menschen wegen muskuloskelettaler Erkrankungen in Krankenhäusern behandelt. Nach einem Anstieg von 1,2 Mio. Fällen im Jahr 2000 auf über 1,7 Mio. Fälle im Jahr 2012 sind die Fallzahlen auf einem konstanten Niveau (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2021a).

Entwicklung in der Reha

Auch in der medizinischen Rehabilitation führen muskuloskelettale Erkrankungen das Erkrankungsspektrum an. Das wird aus den Statistiken der Deutschen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung deutlich (Bundesministerium für Gesundheit, 2020; Deutsche Rentenversicherung Bund [DRV], 2020a). Darüber hinaus zeigt sich in den Diagnosedaten der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in stationären medizinischen Reha-Einrichtungen, dass muskuloskelettale Erkrankungen der Hauptgrund für die Aufnahme in eine Reha-Einrichtung sind. Im Jahr 2019 war bei rund 560.000 der 1,7 Millionen RehabilitandInnen eine orthopädische Erkrankung die Hauptdiagnose (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2021b).

Diagnosen in der orthopädischen Rehabilitation

Die häufigste Diagnose in den Reha-Einrichtungen sind Arthrose-Erkrankungen, vor allem des Knie- und Hüftgelenks. Diese Erkrankungen machen 46% aller muskuloskelettalen Fälle in den Reha-Einrichtungen aus. Unterschiedliche Deformitäten und Erkrankungen der Wirbelsäule beziehungsweise des Rückens sind der zweihäufigste Reha-Grund und machen rund 41% aller Fälle aus. Dazu gehören Rückenschmerzen (88.147 Fälle), Bandscheibenschäden (53.944 Fälle) und Spondylopathien (verschleißbedingte Veränderungen der Wirbelkörper, 48.834 Fälle). Zu den weiteren Diagnosen gehören u.a. Gelenkentzündungen, Muskelerkrankungen oder Osteoporose (Statistisches Bundesamt [Destatis], 2021).

Therapeutische Leistungen in der orthopädischen Rehabilitation

Je nach individuellem Bedarf erhalten Rehabilitandinnen und Rehabilitanden unterschiedliche Leistungen. Typische therapeutische Leistungen in den orthopädischen Reha-Maßnahmen sind zum Beispiel Kraft- oder Ausdauertraining oder eine Physiotherapie.

Doch auch aus anderen Bereichen werden vielfältige Leistungen und Maßnahmen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem Ergo- und Arbeitstherapie, Informations- und Schulungsangebote sowie Angebote aus der Sozialarbeit oder Sozialtherapie. Die Vielfalt der Leistungen aus unterschiedlichsten Fachrichtungen verdeutlicht die ganzheitliche Herangehensweise bei einer Reha.

Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR). Das Konzept verbindet Bestandteile der orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation und bietet damit zum Beispiel RehabilitandInnen, die sowohl unter Stress wie auch chronischen Schmerzen leiden, eine umfassende Rehabilitation.

Wirksamkeit von Reha bei muskuloskelettalen Erkrankungen

Trotz methodischer Schwierigkeiten zeigen Studienergebnisse eine Verbesserung von Rückenschmerzen und eine positive Auswirkungen auf den subjektiven Gesundheitszustand nach einer Reha-Maßnahme (Bethge & Müller-Fahrnow, 2008; Michalski et al., 2009; Moder et al., 2011; Röhrig et al., 2019).

Neben dem subjektiven Reha-Erfolg lässt sich die Wirksamkeit von Reha aber auch anhand von Routinedaten der Rentenversicherungsträger belegen. So sind 81% der Rehabilitanden, die eine muskuloskelettale Erkrankung hatten, zwei Jahre nach der medizinischen Reha mindestens für einen Monat in einer versicherungspflichtigen Beschäftigung. Etwa die Hälfte davon sind durchgängig beschäftigt. In anderen Indikationsbereichen sind diese Anteile deutlich niedriger (Deutsche Rentenversicherung Bund [DRV], 2020b, S. 52).

Literatur

Bethge, M. & Müller-Fahrnow, W. (2008). Wirksamkeit einer intensivierten stationären Rehabilitation bei muskuloskelettalen Erkrankungen: systematischer Review und Meta-Analyse [Efficacy of intensified inpatient rehabilitation in musculoskeletal disorders: systematic review and meta-analysis]. Rehabilitation, 47(4), 200–209. doi.org/10.1055/s-2008-1077091

Bundesministerium für Gesundheit. (2020). Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2019 der Gesetzlichen Krankenversicherungen. www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Statistiken/GKV/Geschaeftsergebnisse/KG5_2019.pdf

Deutsche Rentenversicherung Bund (Hg.). (2020a). Rentenversicherung in Zeitreihen: Oktober 2020. Berlin.

Deutsche Rentenversicherung Bund. (März 2020b). Reha-Bericht 2019: Die medizinische und berufliche Rehabilitation der Rentenversicherung im Licht der Statistik --> mit dem Fokusthema „Gestärkt ins Leben: Kinder- und Jugendrehabilitation der Rentenversicherung“. Berlin. Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV). www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Statistiken-und-Berichte/Berichte/rehabericht_2019.pdf

Gesundheitsberichterstattung des Bundes. (2021a). Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 (Eckdaten der vollstationären Patienten und Patientinnen). www.gbe-bund.de/gbe/pkg_isgbe5.prc_menu_olap=

Gesundheitsberichterstattung des Bundes. (2021b). Diagnosedaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten (Eckdaten der vollstationären Patienten und Patientinnen). www.gbe-bund.de/gbe/pkg_isgbe5.prc_menu_olap=

Michalski, D., Zweynert, U., Kittel, J. & Hinz, A. (2009). Schmerzempfinden und -verhalten während der orthopädischen Rehabilitation [Pain and pain-related behavior during orthopedic rehabilitation]. Der Schmerz, 23(4), 360–369. doi.org/10.1007/s00482-009-0778-5

Moder, A., Foisner, W., Hitzl, W., Fagerer, N., Ritter, M. & Kullich, W. (2011). Schmerz, Krankenstände, Befindlichkeit, Medikamentenverbrauch und Funktionsverbesserung im Jahr vor und nach einer kombinierten Radonthermalkur. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 21(05), 215–219. doi.org/10.1055/s-0031-1280834

Robert Koch-Institut (Hg.). (25. Januar 2021). RKI - Themenschwerpunkt Muskuloskelettale Erkrankungen. www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/Muskel_Skelett_System/Muskel_Skelett_System_node.html

Röhrig, B., Linck-Eleftheriadis, S., Freidel, K. & Kretschmer, P. (2019). Was leistet die stationäre Rehabilitation im Hinblick auf das Reha-Ziel Schmerzbewältigung bei Patienten nach Hüft- oder Knieendoprothesenimplantation? Prävention und Rehabilitation, 31(04), 55–66. doi.org/10.5414/prx0541

Statistisches Bundesamt. (2021). Patienten in Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen: Genesis-Code 23132-0001. www-genesis.destatis.de/genesis//online

Wäntig, J. K. L. (2009). Erfolg der stationären Rehabilitation bei chronischen Rückenschmerzen aus Sicht der Rehabilitanden. www.zhb.uni-luebeck.de/epubs/ediss729.pdf

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