Trägerübergreifende Ausgabenstatistik der BAR

38,1 Mrd. Euro für Leistungen zur Reha und Teilhabe

Seit Beginn der Ausgabenstatistik steigen die Aufwände für Rehabilitation und Teilhabe insgesamt an. Im Jahr 2018 lagen die Leistungsausgaben der Träger bei 38,1 Mrd. € und damit 4,1% über dem Vorjahresniveau.
Zur Einordnung in den gesamtwirtschaftlichen Kontext und dessen Entwicklung werden die Ausgaben für Rehabilitation und Teilhabe in diesem Jahr erstmalig Vergleichsgrößen gegenübergestellt. Bemerkenswert ist im aktuellen Berichtsjahr 2018, dass die Steigerungsrate der Ausgaben inzwischen deutlich oberhalb der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, hier gemessen am Bruttoinlandsprodukt, liegt. Neben den Gesamtausgaben ist auch die Betrachtung der Ausgaben nach Trägerbereichen von besonderem Interesse und daher fester Bestandteil der BAR-Ausgabenstatistik.

Reha-Ausgaben im gesamtwirtschaftlichen Kontext

Für die Betrachtung im Zeitverlauf können die Gesamtausgaben für Leistungen zur Reha und Teilhabe mit volkswirtschaftlichen Größen in Bezug gesetzt werden. Hierfür lassen sich beispielsweise das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Indikator des Wirtschaftswachstums und der Verbraucherpreisindex (VPI) als Maß der Inflation heranziehen.
Das Verfahren der Indexbildung ermöglicht es, nicht nur jeweils die Veränderungen zum Vorjahr zu betrachten, sondern im Vergleich zu einem festgelegten Basisjahr. In Anlehnung an den VPI des Statistischen Bundesamtes wurde hier das Basisjahr 2015 gewählt. Der Absolutwert der betrachteten Größe wird für das Basisjahr mit einem Indexwert von 100 gleichgesetzt. So können dann auch Veränderungen unterschiedlicher statistischer Größen miteinander verglichen werden; in diesem Fall also die Gesamtausgaben für Reha und Teilhabe, die Verbraucherpreise und das Bruttoinlandsprodukt. Zu beachten ist dabei, dass die Gegenüberstellung von Leistungsmengen (Waren, Dienstleistungen) und monetären Werten (Preise in Euro) im Fall der BAR-Ausgabenstatistik nicht möglich ist und es sich hier um reine Preissteigerungsraten handelt. Diese sind jedoch in den vergangenen 10 Jahren deutlich höher gewesen als die Steigerungsraten des VPI.
 

Dass sich das wirtschaftliche Wachstum auch auf den Reha-Sektor erstreckt, zeigt sich in der nahezu parallelen Entwicklung der Reha-Ausgaben zum BIP. Gemessen am Basisjahr 2015 nahmen die Ausgaben für Reha und Teilhabe um insgesamt um 12,72 % zu. Das BIP stieg im Vergleichszeitraum hingegen lediglich um 10,61 %. Seit jetzt zwei Jahren liegt die Steigerungsrate der Ausgaben über der des BIP. Dies verdeutlicht den steigenden Stellenwert der Rehabilitation und Teilhabe in der Gesellschaft.

Anteile der Trägerbereiche an den Gesamtausgaben

2018 sind die Ausgaben der acht bisher erfassten Träger bzw. Trägerbereiche im Vergleich zum Vorjahr um 4,1% auf insgesamt 38,1 Milliarden Euro gestiegen. Im 5-Jahres-Zeitraum von 2014 bis 2018 schwankte die Steigerung im Vorjahresvergleich stets zwischen 3,5 % und 4,3 %. Auch hier ist der nahezu lineare Anstieg der Ausgaben zu erkennen.

Der mit Abstand größte und weiterhin zunehmende Anteil an den Gesamtausgaben für Rehabilitation und Teilhabe entfällt dabei auf die Eingliederungshilfe: Er ist von 51 % in 2017 auf 52 % in 2018 angewachsen. An zweiter Stelle folgt hier die Rentenversicherung, deren Anteil von 18 % unverändert bleibt. Auch bei der Unfallversicherung (13 %) und der Krankenversicherung (9 %) bleiben die Anteile stabil; sie sinken im Vergleich zum Vorjahr nur im Nachkommastellenbereich. Der Anteil der Bundesagentur für Arbeit sinkt um einen  Prozentpunkt auf 6 % im Jahr 2018. Die Integrationsämter haben dagegen eine Steigerung ihres Anteils von 1 % in 2017 auf 2 % in 2018 zu verzeichnen. Angesichts der  vergleichsweise geringen absoluten Ausgaben in diesem Bereich (wie auch bei den Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften und der Alterssicherung der Landwirte) ist diese Steigerung des prozentualen Anteils bemerkenswert. Die Integrationsämter beteiligen sich an Investitionen für neue Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen.
Eine Betrachtung der Trägeranteile nach Leistungsgruppen würde zu anderen Ergebnissen führen. Die Entwicklungen in den einzelnen Trägerbereichen mit ihren jeweiligen Ausgabenkategorien werden im Folgenden näher dargestellt. Einzelheiten können der Tab. 1 entnommen werden, die die Betrachtung über einen 3-Jahres-Zeitraum ermöglicht.

Gesetzliche Krankenversicherung

Die Ausgaben für die Rehabilitation im Trägerbereich der GKV sind im Jahr 2018 auf 3,4 Mrd. Euro gestiegen, was ein Plus von 2,5 % ausmacht. Unverändert entfällt mit 1,9 Mrd.  Euro der größte Anteil auf die stationäre Anschlussrehabilitation. Die stationäre medizinische Rehabilitation stellt mit 454 Mio. Euro die zweitgrößte Ausgabenkategorie dar, im Vergleich zur ambulanten Erbringung mit 134 Mio. Euro. Leistungen in Frühförderstellen und in Sozialpädiatrischen Zentren verzeichnen Zuwächse (+8,0 % bzw. +2,6 % im Vorjahresvergleich). Der kontinuierliche Ausgabenrückgang für die Rehabilitation von Müttern und Vätern setzt sich hingegen fort: Im Vergleich zu 2009 ist die Summe auf ein Drittel zurückgegangen und liegt 2018 bei 10 Mio. Euro.

Gesetzliche Rentenversicherung

Unter den Sozialversicherungsträgern tätigt die Rentenversicherung die höchsten Ausgaben für Rehabilitation und Teilhabe, die sich 2018 auf insgesamt 6,6 Mrd. Euro belaufen. Weiterhin ist hier die medizinische Rehabilitation mit 4,5 Mrd. Euro die Kategorie, welche einen überproportionalen Anstieg von 4,4 % im Vergleich zu 2017 aufweist. Bei den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben ist hingegen wieder ein leichter Rückgang zu erkennen (-0,8 %). Durch das Flexirentengesetz hat es Änderungen bei den „sonstigen Leistungen nach § 31 SGB IV“ gegeben: Leistungen zur Prävention, Kinderrehabilitation und Nachsorge sind nunmehr Pflichtleistungen der Rentenversicherung. Die Beträge in den entsprechenden Kontenrahmen werden jedoch für die BAR-Ausgabenstatistik weiterhin aufsummiert, mit einer Steigerung um 29 Mio. Euro (+ 5,2 %) im Vergleich zum Vorjahr.

Alterssicherung der Landwirte

Historisch bedingt weist die Landwirtschaftliche Alterskasse ihre Ausgaben separat von der Deutschen Rentenversicherung aus. Nach einem leichten Anstieg der Aufwendungen für Rehabilitation und Teilhabe in 2017 setzt sich im Berichtsjahr 2018 mit einer Summe von 12,6 Mio. Euro der langfristige Rückgang der Ausgaben weiter fort.

Gesetzliche Unfallversicherung

In 2018 steigen die hier verzeichneten Ausgaben der Unfallversicherung auf insgesamt 4,8 Mrd. Euro an. Der Großteil entfällt dabei auf die Kategorie „Ambulante Heilbehandlung und Zahnersatz“ (1,6 Mrd. Euro, +5,2 %), gefolgt von der „Stationären Behandlung und häuslichen Krankenpflege“ (1,2 Mrd. Euro, +1,1 %). Zu beachten ist allerdings, dass Zuwächse nicht eindeutig der medizinischen Rehabilitation zuzuordnen sind. Bei den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben ist erneut ein Rückgang auf nun 173 Mio. Euro (–4,8 % im  Vorjahresvergleich) zu verzeichnen. Von 2009 bis 2015 hatte es hier einen Anstieg auf zuletzt 187 Mio. Euro gegeben.

Landwirtschaftliche Unfallversicherung

Auch die Aufwendungen der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften werden historisch separat von der übrigen gesetzlichen Unfallversicherung ausgewiesen. Im Gegensatz zur  Alterskasse steigen die verzeichneten Ausgaben hier kontinuierlich. In 2018 belaufen sie sich auf 391 Mio. Euro insgesamt.

Bundesagentur für Arbeit

Der weitaus größte Teil der Gesamtausgaben von 2,4 Mrd. Euro in 2018 entfällt bei der BA mit 2,3 Mrd. Euro auf die Pflichtleistungen der LTA. Nach einem Rückgang auf bis zu 2,1 Mrd. Euro in 2013 haben diese damit fast wieder das Niveau von 2009 erreicht. Sowohl die Pflichtleistungen als auch die Ermessensleistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben weisen einen leichten Zuwachs im Vorjahresvergleich auf (+1,7 % bzw. +0,5 %).

Integrationsämter

Aus den Mitteln der Ausgleichsabgabe der Arbeitgeber finanzieren die Integrationsämter ihre Leistungen an Menschen mit eine anerkannten Schwerbehinderung bzw. an jene Unternehmen, die sie beschäftigen. In 2018 beträgt die Summe 576 Mio. Euro und steigt damit um 3,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg ist auf die Begleitenden Hilfen im Arbeitsleben als größte Kategorie zurückzuführen (453 Mio. Euro, + 5,6 %). Hierin inbegriffen sind z.B. Assistenzleistungen sowie Leistungen an Inklusionsbetriebe. Letztere haben in 2017 die Leistungen an Integrationsprojekte abgelöst.

Eingliederungshilfe

In der Gesamtschau der Rehabilitationsträger übernimmt die Eingliederungshilfe weiterhin mehr als die Hälfte aller Ausgaben für Rehabilitation und Teilhabe. Die Summe beläuft sich auf nunmehr 19,7 Mrd. Euro und ist im Vergleich zu 2017 um 5,1 % gestiegen. Während in allen Leistungsgruppen Zuwächse zu verzeichnen sind, sind die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben von besonderem Interesse. Mit dem Bundesteilhabegesetz sind hier neue Leistungsarten hinzugekommen, nämlich die Leistungen bei anderen Leistungsanbietern als den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sowie die Leistungen bei privaten und öffentlichen Arbeitgebern. Zusammen mit den Leistungen im Arbeitsbereich anerkannter WfbM ergeben sie in der Sozialhilfestatistik ab 2018 die neue Kategorie „Leistungen zur Beschäftigung“. Zwecks Vergleichbarkeit über die Zeit werden sie in der BAR-Ausgabenstatistik jedoch zunächst weiter unter „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ geführt; hier ist ein Anstieg um 8 Mio. Euro zu verzeichnen. Die weiterhin separat ausgewiesenen Leistungen in WfbM sind um 288 Mio. Euro (+ 6%) gestiegen. Daneben zeigen auch die „weiteren Leistungen“, welche den Leistungen zur Sozialen Teilhabe und zur Teilhabe an Bildung entsprechen, deutliche Zuwächse. Mit 663 Mio. Euro tragen sie absolut betrachtet am meisten zur Ausgabensteigerung zwischen 2017 und 2018 bei.

Tab. 1 Ausgaben für Rehabilitation und Teilhabe (2016–2018) in Millionen Euro [1].

 

 201620172018

Veränd.
zum Vorjahr
in %


Krankenversicherung


Σ


3192


3295


3377


2,5%

Stationäre Anschlussrehabilitation gesamt 1818185218821,6%
Stationäre Rehabilitation gesamt 4064184548,6%
Rehabilitation für Mütter und Väter 131210–17,8%
Ambulante Rehabilitation gesamt 1281311342,4%
Beiträge zur UV für Rehabilitanden 6065661,0%
Rehasport / Funktionstraining 2512742771,1%
Sonstige ergänzende Leistungen 112117105–9,9%
Leistungen in sozialpäd. Zentren 2342422482,6%
Belastungserprobung u. Arbeitstherapie 0,70,550,550,6%
Leistungen in Frühförderstellen 1261351468,0%
Ergänzende Leistungen zur Reha (DMP) 1514140,1%
Persönliches Budget 26,5534,1640,6118,9%


Rentenversicherung


Σ


6364


6550


6757


3,2%

Leistungen zur medizinischen Rehabilitation 4151427144614,4%
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA 133113391328-0,8%
Prävention, Kinderrehabilitation, Nachsorge,
Sonstige Leistungen [2]
 5155485775,2%
Sozialversicherungsbeiträge 367392390-0,4%
Persönliches Budget 0,560,240,50107,2%


Alterssicherung der Landwirte


Σ


12,7


13,2


12,6


-4,7%


Unfallversicherung [3]


Σ


4464


4599


4761


3,5%

Ambulante Heilbehandlung u. Zahnersatz 1533155916395,2%
Stat. Behandlung u. häusl. Krankenpflege 1149119312061,1%
Verletztengeld und bes. Unterstützung 7127377663,9%
Sonstige Heilbehandlungskosten 8859289775,2%
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) 185182173-4,8%


Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften


Σ


367


381


391


2,5%

Persönliches Budget 1,711,781,948,8%


Bundesagentur für Arbeit


Σ


2349


2397


2436


1,6%

Pflichtleistungen der LTA 2225227323101,7%
Ermessensleistungen der LTA 1121121130,5%
Persönliches Budget 12,1712,4813,558,6%


Integrationsämter


Σ


529


556


576


3,6%

Begleitende Hilfe im Arbeitsleben [4] 4124294535,6%
Arbeitsmarktprogramme 445249-6,2%
Sonstige Leistungen: 737574-1,5%

Persönliches Budget

 0,180,370,4829,7%


Eingliederungshilfe


Σ


17924


18783


19748


5,1%

Leistungen zur medizinischen Rehabilitation 37364216,2%
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben [5] 28354322,4%
Leistungen in anerkannten WfbM [6] 4581483051186,0%
Weitere Leistungen zur Teilhabe: 1327813882145454,8%

Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft nach §55 SGB IX

 1133511788122684,1%

Weitere Leistungen der Eingliederungshilfe nach §54 SGB XII

 1440156816716,5%

Sonstige Leistungen der Eingliederungshilfe

 50352660715,4%


Ausgaben insgesamt


Σ


35201


36574


38058


4,1%

[1] Es ergeben sich Rundungsabweichungen. Für die Richtigkeit der genannten Zahlen können wir keine Gewähr übernehmen, da diese in der Verantwortung der einzelnen Herausgeber liegen.
[2] Bis einschl. 2016: Sonstige Leistungen nach § 31 SGB VI
[3] In der DGUV kann eine Aufspaltung der Ausgaben zur Heilbehandlung und zur medizinischen Rehabilitation nicht vorgenommen werden.
[4] Umfasst ab 2017 Leistungen an Inklusionsbetriebe (anstelle von Integrationsprojekten)
[5] Die Bezeichnung der Hilfeart lautet ab 2018: Leistungen zur Beschäftigung
[6] Fallen ab 2018 unter Leistungen zur Beschäftigung, hier jedoch weiter separat geführt
Quellen:

  • BMG, Endgültige Rechnungsergebnisse der Gesetzlichen Krankenversicherung 2016–2018
  • Statistik der Deutschen Rentenversicherung, Rehabilitation 2016–2018
  • Landwirtschaftliche Alterssicherung, Geschäfts- und Rechnungsergebnisse 2016–2018
  • DGUV, Geschäfts- und Rechnungsergebnisse 2016–2018
  • Landwirtschaftliche Unfallversicherung, Geschäfts- und Rechnungsergebnisse 2016–2018
  • Bundesagentur für Arbeit, Monatsergebnisse des Beitragshaushalts 2016–2018
  • BIH, Jahresbericht 2016–2018
  • Statistisches Bundesamt, Statistik der Sozialhilfe 2016–2018