Editorial Reha-Info 03/2024
Liebe Leserin und lieber Leser,
Tabletten, Alkohol, Zigaretten – Millionen Deutsche sind süchtig. Sucht ist vielfältig. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, rund 12 Millionen Menschen sind nikotinsüchtig und geschätzt 2,3 Millionen Menschen sind abhängig von Medikamenten. Ganz abgesehen von den Konsumenten illegaler Drogen, von zwanghaftem Glücksspielverhalten, Onlineabhängigkeit und Tabakkonsum. Süchte haben Folgen für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft.
Allein die durch Alkoholkonsum verursachten volkswirtschaftlichen Kosten betragen rund 57 Milliarden Euro pro Jahr (Jahrbuch Sucht 2023). Sucht kann Leben zerstören, nicht nur das eigene. In einer Welt, die ständig in Bewegung ist und unzählige Versuchungen bietet, stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, uns nicht in Abhängigkeiten zu verlieren. Ob es nun um Substanzen, Technologie oder Verhaltensweisen geht, die Gründe für Abhängigkeiten sind vielschichtig –Schmerzlinderung, Leistungssteigerung, Stimmungsaufhellung oder der Wunsch nach Betäubung und Verdrängung von Konflikten. Menschen können von Substanzen wie Alkohol und Medikamenten abhängig sein, aber Sucht entsteht auch durch eine Mischung aus Umwelteinflüssen und Umständen. Gerade bei jüngeren Menschen sind Handy und Internet omnipräsent. Verloren in der Online-Welt sind aber seit der Corona-Pandemie auch immer mehr ältere Menschen.
Endstation Sucht und dann? Nach der Krise und der Akutbehandlung ist die Rehabilitation ein wirkungsvolles Angebot, um eine Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten und Drogen oder pathologischem Glücksspiel- und Onlineverhalten zu behandeln. Die Beiträge in dieser Ausgabe der Reha-Info verdeutlichen die Vielschichtigkeit von Abhängigkeiten, die den Menschen in seiner Physis beeinträchtigen und die Psyche komplett vereinnahmen können, wie beispielsweise das Interview mit einem Peer-Berater über eine Alkoholproblematik eindrücklich zeigt. Das gilt ebenso für Verhaltenssüchte, wie im Beitrag aus einer auf Spielsüchte spezialisierten Klinik deutlich wird. Aber es dürfen auch diejenigen nicht vergessen werden, die von einer Abhängigkeitserkrankung sozusagen kollateral betroffen sind: Kinder aus suchtbelasteten Familien. Es sind viele und sie gehören dazu, etwa wenn Eltern in die Reha gehen (Beitrag „Kinder in den Blick nehmen“ in dieser Ausgabe).
Herzliche Grüße und alles Gute für Sie
Ihre Gülcan Miyanyedi