Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen
Grundlagen, Therapie-Formen und Reha-Inhalte
Abhängigkeit ist eine komplexe Erkrankung, bei der gesellschaftliche, familiäre, persönlichkeitsspezifische und biologische Faktoren zusammenwirken. Entsprechend zielen auch Behandlungskonzepte auf mehrere Ursachen der Abhängigkeit ab.
Als chronische Erkrankung mit zunehmender Multimorbidität und vielfältigen Einschränkungen aller Lebensbereiche erfordert Abhängigkeit einen umfassenden und integrativen Behandlungsansatz. Die Behandlung ist fokussiert auf die berufliche und gesellschaftliche Wiedereingliederung, die Aktivierung von Selbstheilung und Selbstmanagement sowie auf die Auseinandersetzung mit Funktionseinschränkungen und deren Veränderungsmöglichkeiten, aber auch dem Aufbau von Ressourcen zur Bewältigung.
Die medizinische Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen wird durch den erkrankten Menschen beantragt. Hier braucht es neben dem Antrag einen Sozialbericht, der durch die Suchtberatungsstelle oder auch Sozialdienst der Krankenhäuser erstellt wird, auch einen ärztlichen Befundbericht. Auf dieser Grundlage entscheidet der medizinische Dienst des Leistungsträgers (DRV oder GKV) über die Bewilligung und die Leistungsform. Die Leistungsträger beauftragen dann Leistungserbringer (Fachkliniken, Tageskliniken, Adaptionseinrichtungen, Fachambulanzen etc.) mit der Rehabilitation.
Formen der Therapie
Grundsätzlich kann die Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankten ambulant, ganztägig-ambulant („tagesklinisch“) oder stationär erfolgen. Dabei gibt es Möglichkeiten, diese Therapieformen anzupassen oder zu kombinieren, um den Lebenssituation und Anforderungen der Betroffenen gerecht zu werden. Die Regelbehandlungsdauer für stationäre Rehabilitation dauert für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit 13 bis 15 Wochen und für illegale Drogen 22 bis 24 Wochen. Dies richtet sich auch nach dem individuellen Therapieplan und -verlauf. Nach stationären oder ganztägig-ambulanten Behandlungen können ambulante Weiterbehandlungen erfolgen.
Ambulante Rehabilitation
Ambulante Rehabilitation eignet sich für Personen, die unter Abhängigkeitserkrankungen leiden, aber beruflich und familiär integriert sind. Hierbei erhalten Erkrankte jeden Monat regelmäßige Gruppen- sowie Einzeltherapien, verbleiben aber im gewohnten Umfeld und Alltag. Die regelmäßigen Sitzungen helfen, Ursachen der Sucht zu verstehen, Bewältigungsstrategien zu erlernen und Lebensgewohnheiten zu ändern. Die ambulante Suchtrehabilitation eignet sich nicht für alle Personen und muss daher individuell entschieden werden.
Ganztägig ambulante Rehabilitation
Die ganztägig-ambulante Rehabilitation – umgangssprachlich oft tagesklinische Behandlung genannt – ermöglicht es den Menschen, ebenfalls im gewohnten Lebensumfeld zu bleiben. Die Therapie findet von Montag bis Freitag/Samstag tagsüber statt und ist in der Frequenz und den Angeboten dem der stationären Therapie vergleichbar. Im Vergleich zur ambulanten Rehabilitation ist das Programm intensiver und ermöglicht die Mitbehandlungen verschiedener Problemlagen.
Allerdings braucht es eine ausreichende Abstinenzmotivation, Veränderungsbereitschaft und Abstinenzfähigkeit, um in therapiefreien Zeiten auch abstinent zu leben. Das soziale Umfeld sollte eine unterstützende Funktion haben.
Stationäre Therapie
Die stationäre Rehabilitation ist eine umfassende Behandlung für alle, die eine besonders intensive Unterstützung benötigen. Die Patienten leben während der gesamten Behandlung in einer Einrichtung. Während des Aufenthalts erhalten die Rehabilitand*innen eine intensive und strukturierte Therapie.
Dazu gehören Einzel- und Gruppentherapie, medizinische Betreuung, Ergo-/Arbeitstherapie und Bewegungstherapie. Durch den stationären Aufenthalt können erkrankte Menschen sich von belastenden Einflüssen und Triggern im Alltag distanzieren, sich rund um die Uhr auf die Behandlung konzentrieren und sich mit der Erkrankung auseinandersetzen.
Die Dauer des Aufenthalts kann nach individuellem Bedarf variieren. Es gibt die sog. Kurzzeittherapie mit verkürzter Behandlungszeit. Sie schließt die Lücke zwischen stationärer Langzeit- und ganztägig ambulanter Rehabilitation und ist für Betroffene, die sich aufgrund der Dauer der Behandlung nicht für eine stationäre Therapie entscheiden, die aber ein tagesklinisches Angebot nicht genug absichert. Nach stationärer Behandlung kann die Therapie ganztägig ambulant oder rein ambulant fortgesetzt werden. Der Vorteil ist, dass die Personen nach dem stark schützenden Umfeld im Alltag ihre Bewältigungsstrategie erproben können.
Alternativ können auch Adaptionsbehandlungen Adaptionsbehandlungen folgen. Hier wird die Betreuung für 8 bis 16 Wochen fortgesetzt und der Schwerpunkt liegt auf der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Daher findet ein berufliches Praktikum statt, um berufliche Fertigkeiten einzuüben oder berufliche Umorientierungen vorzubereiten. Die Adaption ist näher am Lebensalltag orientiert und umfasst deutlich weniger Behandlungszeiten.
Nach Abschluss der stationären Rehabilitation ist eine ambulante Nachsorge oder andere Weiterbehandlung möglich. Auch Selbsthilfe stellt einen wichtigen Baustein dar: Sie wird schon während der Behandlung integriert, da dies den Austausch mit anderen Erkrankten ermöglicht und die Rückfallgefahr mindert.
Reha-Ziele und -Inhalte
Das übergeordnete Ziel der Rehabilitation ist, das Fortschreiten der Abhängigkeitserkrankung zu verhindern und die vorhandenen Einschränkungen und Defizite so weit wie möglich zu reduzieren, um die Erwerbsfähigkeit und die Teilhabe zu erhalten bzw. wiederherzustellen.