Glossar - Grundbegriffe der ICF
Aktivität
Aktivität ist die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch eine Person. Siehe auch Leistungsfähigkeit, Leistung.
Assessment, Assessmentverfahren
Unter Assessmentverfahren werden quantitative, standardisierte reproduzierbare Methoden (Messinstrumente, Tests oder Skalen) verstanden, um eine Beurteilung auf eine möglichst objektive und überprüfbare Basis zu stellen. In der Sozialmedizin werden z. B. Lungenfunktion, Ergometrie, Fragebögen und EFL (Evaluation Funktionaler Leistungsfähigkeit) als Assessments eingesetzt (DRV Bund)
Barrieren
Barrieren sind Kontextfaktoren, die sich negativ auf die Funktionsfähigkeit auswirken.
Beeinträchtigung der Aktivität
Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die eine Person bei der Durchführung einer Aktivität haben kann. Dies kann eine quantitative oder qualitative Abweichung in der Durchführung der Aktivität bezüglich Art oder Umfang der Durchführung sein, die von Menschen ohne Gesundheitsproblem erwartet wird.
Beeinträchtigungen der Partizipation
Beeinträchtigungen der Partizipation [Teilhabe] sind Probleme beim Einbezogensein in Lebenssituationen oder Lebensbereiche, die eine Person erlebt. Eine Einschränkung der Partizipation [Teilhabe] einer Person wird durch den Vergleich mit der erwarteten Partizipation [Teilhabe] einer Person der entsprechenden Kultur oder Gesellschaft ohne Behinderung bestimmt.
Behinderung
Behinderung ist ein Oberbegriff für Schädigungen (Funktionsstörungen, Körperstrukturschäden), Beeinträchtigungen der Aktivität und Beeinträchtigungen der Partizipation (Teilhabe). Sie bezeichnet die negativen Aspekte der Interaktion zwischen einer Person (mit einem Gesundheitsproblem) und ihren Kontextfaktoren (Umwelt- und personbezogene Faktoren). Der Behinderungsbegriff der ICF ist wesentlich weiter gefasst als der des SGB IX.
Beurteilungsmerkmale
Beurteilungsmerkmale dienen der näheren Qualifizierung der dokumentierten Items der verschiedenen Teilklassifikationen. Das allgemeine Beurteilungsmerkmal, das für alle Komponenten der ICF gleich ist, gibt den Schweregrad des Problems an. Bei den Umweltfaktoren besteht das Problem in Barrieren. Es können jedoch auch für die Funktionsfähigkeit förderliche Faktoren (Förderfaktoren) kodiert werden. Die weiteren Beurteilungsmerkmale sind komponentenspezifisch.
Code
Code wird in der ICF entweder als „Kode der Kategorie“ verstanden, womit der alphanumerische Kode ( z. B. b114 ) gemeint ist, oder als „numerischer Kode“ des Beurteilungsmerkmals (z. B. b114.2). Die ICF verwendet in der deutschsprachigen Ausgabe nur „Kode“ (nicht „Code“).
Codierung
Codierung im Sinne der ICF besteht aus der Auswahl einer Kategorie (eines Items) und ihrer Beurteilung mit den sogenannten Beurteilungsmerkmalen nach den dazugehörigen Codierungsleitlinien.
Domäne
Domäne ist eine sinnvolle und praktikable Menge von Items aus einer beliebigen Teilklassifikation der ICF. Die Domänen bilden die verschiedenen Kapitel und Blöcke innerhalb jeder Komponente, z. B. Mentale Funktionen.
Eigenschaft einer Person
Eine Eigenschaft einer Person ist eine relativ überdauernde (zeitstabile) Bereitschaft (Disposition), die bestimmte Aspekte des Verhaltens einer Person in einer bestimmten Klasse von Situationen beschreiben und vorhersagen soll. Davon abzugrenzen ist der aktuelle Zustand einer Person, der über Situationen hinweg variiert. Ebenfalls nicht zu den Eigenschaften gerechnet werden Verhaltensgewohnheiten, also die erlernten Reaktionen auf spezifische Reize.
Fähigkeiten
Fähigkeiten sind zeitlich relativ stabile Grundlagen für die Entwicklung von Kompetenzen. (aus: North, K. & Reinhardt, K. (2005) Kompetenzmanagement in der Praxis. Mitarbeiterkompetenzen systematisch identifizieren, nutzen und entwickeln. Wiesbaden: Gabler)
Fertigkeit
Eine Fertigkeiten bedeutet, Fähigkeiten, (erworbenes) Wissen und Kenntnisse einsetzen zu können, um Aufgaben auszuführen und Probleme zu lösen.
Förderfaktoren
Förderfaktoren sind Kontextfaktoren, die sich positiv auf die Funktionsfähigkeit auswirken.
Funktionsfähigkeit
Funktionsfähigkeit ist ein Oberbegriff für Körperfunktionen, Körperstrukturen, Aktivitäten und Partizipation [Teilhabe]. Sie bezeichnet die positiven Aspekte der Interaktion zwischen einer Person (mit einem Gesundheitsproblem) und ihren Kontextfaktoren (Umwelt- und personbezogene Faktoren). Funktionsfähigkeit kann so verstanden werden, dass eine Person trotz einer Erkrankung all das tut oder tun kann, was von einem gesunden Menschen erwartet wird und/oder sie sich in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem gesunden Menschen erwartet wird.
Items
Items im Sinne der ICF sind die eigentlichen klassifizierbaren Grundbausteine der ICF, die aus einem alphanumerischen Kode und dem zugehörigen Begriff wie z. B. "b1440 Kurzzeitgedächtnis" oder "d115 Zuhören" bestehen. Items werden auch als Kategorien bezeichnet.
Kategorien
Kategorien bilden die Einheiten der vier Teilklassifikationen (Komponenten) der ICF auf Item-Ebene.
Kenntnisse
Kenntnisse sind erworbenes Wissen über Fakten, Grundsätze, Theorien und Praxis in einem Arbeits- oder Lernbereich.
Klassifikationen
Klassifikationen sind Ordnungssysteme. „Klassifizierung“ ist die Erstellung eines Ordnungssystems und „Klassierung“ die Einordnung eines Falles in ein Ordnungssystem. (Bundesärztekammer und Glossar für die „Vereinbarung zum internen Qualitätsmanagement nach § 37 Abs. 3 SGB IX vom 01. Oktober 2009“)
Kompetenzen
Kompetenzen sind grundlegende Fähigkeiten einer Person, die für die Bewältigung der allgemeinen Anforderungen des Arbeitsmarktes oder eines spezifischen Arbeitsplatzes erforderlich oder förderlich sind. Kompetenzen basieren auf mehreren verschiedenartigen / breit gefächerten Kenntnissen, Fertigkeiten und Einstellungen. Sie sind kontextspezifisch und bis zu einem gewissen Grad entwickelbar bzw. kompensierbar.
Komponenten
Komponenten sind die Bestandteile der beiden Teile der ICF, also die vier Teilklassifikationen (1) Körperfunktionen und -strukturen, (2) Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe), (3) Umweltfaktoren und (4) personbezogene Faktoren.
Kontextfaktoren
Kontextfaktoren sind alle Gegebenheiten des Lebenshintergrundes einer Person. Sie sind in Umweltfaktoren und personbezogene Faktoren gegliedert.
Körper
Körper bezieht sich als Begriff auf den menschlichen Organismus als Ganzes. Daher umfasst er auch das Gehirn und seine Funktionen, z. B. den Verstand.
Körperfunktionen
Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen (einschließlich der psychischen Funktionen).
Körperstrukturen
Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, wie Organe, Gliedmaßen und ihre Bestandteile. Siehe auch Schädigungen.
Lebensbereiche
Lebensbereiche sind Domänen der Klassifikation der Aktivitäten und Teilhabe.
Lebenswelt
Lebenswelt bezeichnet die subjektive Wirklichkeitskonstruktion eines Menschen, die er sich vor dem Hintergrund seiner Lebenslage, d. h. seiner materiellen und immateriellen Lebensbedingungen, macht (vgl. Kraus, 2006).
Leistung
Leistung ist ein Konstrukt, das als Beurteilungsmerkmal angibt, was Personen in ihrer gegenwärtigen, tatsächlichen Umwelt tun, und deshalb den Gesichtspunkt des Einbezogenseins einer Person in Lebensbereiche berücksichtigt. Die Leistung ist die tatsächliche Durchführung einer Aufgabe oder Handlung einer Person in ihrem gegenwärtigen Kontext.
Leistungsfähigkeit
Leistungsfähigkeit ist ein Konstrukt, das als Beurteilungsmerkmal das höchstmögliche Niveau der Funktionsfähigkeit einer Person in einer Domäne der Aktivitäten- und Partizipationsliste zu einem gegebenen Zeitpunkt angibt. Sie ist das maximale Leistungsniveau einer Person bezüglich eine Aufgabe oder Handlung unter Test-, Standard- oder hypothetischen Bedingungen.
Partizipation
Partizipation [Teilhabe] ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation. Sie repräsentiert die gesellschaftliche Perspektive der Funktionsfähigkeit. (siehe Teilhabe).
Personbezogene Faktoren
Personbezogene Faktoren sind Kontextfaktoren, die sich auf die betrachtete Person beziehen, wie der besondere Hintergrund des Lebens und der Lebensführung einer Person (ihre Eigenschaften und Attribute), z. B. Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Ernährungsgewohnheiten, Weltanschauung, Einstellung zur Arbeit.
Schädigungen
Schädigungen sind Beeinträchtigungen einer Körperfunktion oder -struktur, wie z. B. eine wesentliche Abweichung von geltenden statistischen Normen oder ein Verlust.
Teilhabe
Teilhabe ist das Einbezogensein einer Person in eine Lebenssituation oder einen Lebensbereich. Sie repräsentiert die gesellschaftliche Perspektive der Funktionsfähigkeit.
Umweltfaktoren
Umweltfaktoren sind eine Komponente der ICF und beziehen sich auf alle Aspekte der externen oder extrinsischen Welt, die den Kontext des Lebens einer Person bilden und als solche einen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit der Person haben. Sie bilden die materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und ihr Dasein entfalten.
- TermineFokus-Seminar: Die ICF im Berufsalltagin Hamburg am 28. und 29. September – Bedarfsermittlung und sozialmedizinische Begutachtung im Fokus
- TermineOnline-Seminar: Einführung in die ICF am 6. AprilGrundlagen, Philosophie und Ziele der ICF – Bedeutung für Reha und Teilhabe
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