Statistische Schlaglichter zur Corona-Pandemie

Epidemiologische Daten

Dem Robert-Koch-Institut wurden bisher insgesamt 3.709.129 laborbestätigte COVID-19-Infektionen gemeldet. Die Anzahl der Genesenen wird auf 3.563.800 geschätzt, mit 55.700 wird die Anzahl der aktiven Fällen geschätzt. Die Anzahl der Verstorbenen beträgt 89.585. Mit 19.857.285 Personen ist inzwischen fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung vollständig gegen das neuartige Corona-Virus geimpft. Stand der sich täglich ändernden Daten ist der 10. Juni 2021. Alle Daten können dem täglichen Lagebericht des RKI zu COVID-19 entnommen werden [1].

Auswirkungen auf Krankenhäuser

Die Pandemie führte zu einem deutlichen Rückgang der Patientenzahlen in deutschen Krankenhäusern. In einer Analyse des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung vom 8. Februar 2021 wurde die durchschittliche Anzahl an Patienten pro Woche in den ersten 38 Kalenderwochen der Jahre 2018, 2019 und 2020 verglichen. Insgesamt betrug der Rückgang 15%, was rund 2,1 Mio. Patienten entspricht. Nach einem starken Rückgang zu Beginn der Pandemie näherten sich die Patientenzahlen gegen Ende des Untersuchungszeitraums wieder den Zahlen der Vorjahre an [2].

Eine Analyse des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 30. März 2021 untersuchte die Altersstruktur der stationär behandelten COVID-19-Patientinnen und Patietenten. Die Auswertungen basieren auf den Daten von AOK-Versicherten und zeigen nicht nur, dass ein höheres Alter das Risiko auf einen schweren Krankheitsverlauf erhöht, sondern unter anderem auch, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen [3].

Auf eine weitere Folge der Pandemie für die Krankenhäuser wurde bereits am 29.04.2020 im Deutschen Ärzteblatt hingewiesen: Nach einer Schätzung von Rainer Riedel von der Rheinischen Fachhochschule Köln mussten allein zwischen 16. März und 4. Mai 2020 rund 1,6 Mio. Operationen verschoben werden [4].

Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt waren die Folgen der Pandemie unübersehbar. So stieg die Anzahl der Arbeitslosen zwischen März 2020 und März 2021 um 492.082 Personen, was einer Steigerung von 21,1% entspricht. Der Monatsbericht zum Arbeits-und Ausbildungsmarkt der Bundesagentur von Arbeit zum März 2021 zeigt außerdem, dass die Anzahl arbeitsloser Menschen mit Schwerbehinderung mit +12% eine vergleichsweise niedrigere Steigerung aufweist [5].

Durch das Instrument der Kurzarbeit sollen die negativen Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt abgefangen werden. Im April 2020 waren knapp 6 Mio. Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter registiert, was einer Kurzarbeitequote von 17,9% entspricht. Im Januar 2021 wurde noch für rund 2,85 Mio. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld gezahlt. Auf der Website der Bundesargentur für Arbeit können die aktuellen Monatsberichte abgerufen werden [5].

Die Erwerbspersonenbefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zeigte zudem, dass im November 2020 40% der Befragten im Zuge der Corona-Krise Eikommenseinbußen hinnehmen mussten [6].

Anhand einer Analyse der coronabedingten Fehlzeiten zeigt das Wissenschaftlicht Institut der AOK (WIdO), dass Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern 2,2-mal so viele Fehltage wegen einer COVID-19-Erkrankung aufweisen wie alle Beschäftigten. Zwischen März und Oktober 2020 haben 2.672 von 100.000 Beschäftigte wegen einer Corona-Infektion an ihrem Arbeitsplatz gefehlt, bei allen Beschäftigten waren es 1.183 Betroffene von 100.000 Beschäftigte [7].

Psychische Folgen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen werden viel diskutiert, sind aber schwieriger zu erfassen als routinemäßig erhobene Kennzahlen zu Fehltagen oder Arbeitslosigkeit und werden sich gegebenenfalls erst später zeigen. Erste Veröffentlichungen zeigen jedoch bereits Ergebnisse, die auch für den Reha-Bereich von Relevanz sein könnnen. In der JuCo 2-Erhebung der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main nahmen über 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren teil. Davon gaben knapp 46% an, dass Sie Angst vor der Zukunft haben [8].

In der COPSY-Studie werden Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass 30,9% der Befragten während der Pandemie psychische Auffälligkeiten zeigen (u.a. Hyperaktivität, emotionale Probleme). Der Anteil lag vor der Pandemie bei 17,6%. Das entspricht einem Anstieg des Risikos für psychische Auffälligkeiten von etwa 13% [9].

Der Psych-Report der DAK-Gesundheit zeigt zudem, dass die Anzahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen von 2019 auf 2020 von 260,3 Tagen je 100 Versicherten auf 264,6 Tage je 100 Versicherten angestiegen ist. Welchen Einfluss die Corona-Pandemie hatte, ist jedoch unklar, da auch in den Vorjahren eine Steigerungzu erkennen ist. Zwischen 2010 und 2020 beträgt der Anstieg 56%. Besonders auffällig bei dieser Entwicklung ist die Diagnose Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen, hier beträgt der Anstieg von 2010 bis 2020 102% [10].

Eine Befragung der pronovaBKK unter Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen zeigte unter anderem, dass drei von vier Befragten (75%) damit rechnen, dass die Corona-Krise eine Welle von psychischen Erkankungen auslöst. Außerdem wird von 43% der Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen berichtet, dass erhöhter Alkoholkonsum spürbar zugenommen hat [11].

In den Statistiken der Telefonseelsorge ist für das Corona-Jahr 2020 ein Anstieg um 5% der Anrufe im Vergleich zum Vorjahr zu erkennen. Noch größer ist der Anstieg bei Mails (28%) und Chats (72%), über die die TelefonSeelsorge ebenfalls erreicht werden kann [12].

Eine Umfrage der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg und der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim zeigt zudem, dass mehr als ein Drittel der Befragten mehr und häufiger Alkohol trinkt als vor den Ausgangseinschränkungen [13].

Weitere Auswirkungen

Zahlreiche weitere Untersuchungen zeigen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unterschiedliche Lebensbereiche. Konkrete Auswirkungen auf angetretene Reha-Maßnahmen sind aus den Statistiken der Deutschen Rentenversicherung zu erkennen. Die Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zeigt: Von März bis Juli 2020 wurden 45% weniger Reha-Maßnahmen angetreten als im Vorjahreszeitraum [14]. Betrachtet man die Monate Januar bis September, beträgt der Rückgang 32%.

Auch in anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung kam es zu negativen Auswirkungen. So zeigen vorläufige Ergebnisse des Corona-Konsultationsprozesses der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), dass 35,9% von knapp 2.000 befragten Betroffenen mit Hauptproblem im Bereich der Gesundheitsversorgung Behandlungsverzögerungen erlebten.

Quellen

[1] Robert-Koch-Institut (RKI): Aktueller Lage-/Situationsbericht des RKI zu COVID-19. URL: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Gesamt.html (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[2] RWI - Leipniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Technische Universität berlin (08.02.2021): Analysen zur Erlössituation und zum Leistungsgeschehen von Krankenhäusern in der Corona-Krise. Ergebnisse für den Zeitraum Januar bis September 2020. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/gesundheit/details.html?bmg%5Bpubid%5D=3530 (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[3] WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK (30.03.2021): WIdO-Analyse zu Krankenhausbehandlungen in der zweiten Pandemiewelle: Erneute Fallzahlrückgänge bei planbaren Eingriffen und Notfällen. Online verfügbar unter: https://www.wido.de/news-events/aktuelles/2021/fallzahlrueckgaenge-bei-planbaren-eingriffen-und-notfaellen/ (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[4] Deutsches Ärzteblatt (29.04.2020): Medizinökonomen gehen von rund 1,6 Millionen aufgeschobenen Operationen aus. Online verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/112447/Medizinoekonomen-gehen-von-rund-1-6-Millionen-aufgeschobenen-Operationen-aus (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[5] Statistik der Bundesagentur für Arbeit (März 2021): Blickpunkt Arbeitsmarkt - Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Nürnberg, März 2021. Online verfügbar unter: https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=627730&topic_f=monatsbericht-monatsbericht (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[6] Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung (14.12.2020): Neue Ergebnisse der Erwerbspersonenbefragung. Empfänglichkeit für Verschwörungsmythen mit 2. Corona-Welle gesunken, doch soziale Spaltung in der Pandemie setzt sich fort. Online verfügbar unter: https://www.boeckler.de/pdf/pm_wsi_2020_12_14.pdf (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[7] WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK (21.12.2020): Krankschreibungen wegen Covid-19: Erziehungs- und Geusndheitsberufe am stärksten betroffen. Online verfügbar unter: https://www.wido.de/news-events/aktuelles/2020/krankschreibungen-wegen-covid-19/ (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[8] Andresen, S., Heyer, L., Lips, A., Rusack, T., Schröer, W., Thomas, S., Wilmes, J. (2020): "Die Corona-Pandemie hat mir wertvolle Zeit gneommen" - Jugendalltag 2020. Online verfügbar unter: https://doi.org/10.18442/163 (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[9] Ravens-Sieberer, U., Kaman, A., Erhart, M., Devine, J., Hölling, H., Schlack, R., Löffler, C., Hurrelmann, K., Otto, C. (05.03.2021): Quality of Life and Mental Health in Children and Adolescents during the First Year of the COVID-19 Pandemic in Germany: Results of a Two-Wave Nationally Representative Study. Online verfügbar unter: http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3798710 (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[10] DAK-Gesundheit (2021): Psychreport 2021. Entwicklung der psychischen Erkankungen im Job: 2010 bis 2020. Online verfügbar unter: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/psychreport-2429400.html#/ (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[11] Pronova BKK (November 2020): Psychische Gesundheit in der Krise. Ergebnisse einer Befragung unter Psychiatern und Psychotherapeuten. Online verfügbar unter: https://www.pronovabkk.de/media/downloads/presse_studien/studie_/Studie_PsyGe2020_Ergebnisse.pdf (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[12] TelefonSeelsorge: Unsere Statistiken. Online verfügbar unter: https://www.telefonseelsorge.de/unsere-statistiken/ (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[13] Georgiadou, E., Hillemacher, T., Müller, A., Koopmann, A., Leménager, T., Kiefer, F. (2020): Alkohol und Rauchen. Die Pandemie als idealer Nährboden für Süchte. Deutsches Ärzteblatt, 117(25): 1251-1254. Online verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/214451/Alkohol-und-Rauchen-Die-COVID-19-Pandemie-als-idealer-Naehrboden-fuer-Suechte (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

[14] Deutscher Bundestag (28.09.2020): Situation der Rehakliniken. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Andrew Ullmann, Nicole Westig, michael Theurer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/22132. Online verfügbar unter: https://dip.bundestag.de/vorgang/.../266552 (zuletzt geprüft am 14.06.2021)

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