Regionale Netzwerkveranstaltung für Reha-Träger

in Sachsen-Anhalt – Magdeburg, 19. Mai 2022

Welches Potenzial hat Netzwerkarbeit für Reha-Fachkräfte und für Menschen mit Behinderungen? Diesen spannenden Fragen widmeten sich rund 50 Fachkräfte von Rehabilitationsträgern aus Sachsen-Anhalt im Rahmen einer Regionalen Netzwerkveranstaltung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) hatte gemeinsam mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt als Träger der Eingliederungshilfe am 19. Mai ins Hotel Ratswaage in Magdeburg eingeladen.

Das Dialog-Format "Regionale Netzwerkveranstaltung" der BAR setzt den Rahmen, um die Zusammenarbeit der Reha-Träger in den Regionen zu stärken. Denn Netzwerken ist kein Selbstzweck – im novellierten SGB IX ist die Zusammenarbeit der Reha-Träger verbindlich geregelt. In einem Reha-System, in dem acht Leistungsträger aus fünf Leistungsgruppen eine Vielzahl von Leistungen erbringen, können die Träger dem Leitgedanken der "Leistungserbringung wie aus einer Hand" nur dann entsprechen, wenn sie für die Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen können.

 

Konzept der Regionalisierung

Im Fokus: Austausch, offene Impulse

Bernd Giraud, Fachbereichsleiter Programme und Produkte der BAR, begrüßte die Teilnehmenden und betonte den Beweggrund zur Veranstaltung – die Stärkung der Zusammenarbeit in den Regionen. Er hob die Träger-Vielfalt unter den Teilnehmenden hervor und den offenen Charakter der Veranstaltung. Achim Bürig, Referatsleiter im Sozialministerium Sachsen-Anhalt, verdeutlichte in seinem Grußwort den Wert der Zusammenkunft: "Der Austausch von Reha-Praktiker:innen aus unterschiedlichen Organisationen ist sehr wichtig, um den Reha-Prozess erfolgreich zu gestalten."
"Der Blick auf individuelle Bedarfe ist oft einer, der über die eigenen Zuständigkeiten hinausgeht", stellt Andreas Isensee, EUTB-Berater in Magdeburg, in seinem Auftaktimpuls heraus. So sei trägerübergreifende Zusammenarbeit gerade für Menschen mit Unterstützungsbedarf wertvoll – aber auch in der Berufspraxis.

Podiumsgespräch

Mehrwert und Perspektive(n) von trägerübergreifender Zusammenarbeit

Nachfolgend lud Moderator Eric Meyer zu einer Podiumsrunde. Er begrüßte den Behindertenbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Christian Walbrach, Dr. Britta Krause vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Bernd Giraud von der BAR. Dr. Walbrach betonte, dass Netzwerke in der Rehabilitation sowohl für Reha-Fachkräfte nützlich seien als auch für Menschen mit Beeinträchtigungen, um ihr Recht auf umfassende Teilhabe in der Gesellschaft möglichst unbürokratisch wahrnehmen zu können. Dr. Krause sah aus Sicht der Landespolitik großes Potenzial in der Veranstaltung im Hinblick auf das Kennenlernen der Praktiker:innen und die Identifikation von Umsetzungsschwierigkeiten in der Praxis. Bernd Giraud verwies auf den Wert einer nachhaltigen regionalen Zusammenarbeit sowie in Zusammenhang mit den praktischen Herausforderungen auf die Praxistools, die die BAR entwickelt hat, um die Umsetzung des novellierten SGB IX für Reha-Praktiker:innen zu erleichtern.

Auch der Teilhabeverfahrensbericht (THVB) der BAR war hier ein Thema, schließlich liefern die seitens der Träger übermittelten Antrags-Daten interessante Einblicke in das tatsächliche Reha-Geschehen in Deutschland.

Intensiver Austausch in den Regio-Foren

Wo braucht es mehr Kooperation?

Das Hauptaugenmerk des Tages lag jedoch auf dem intensiven Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. In drei Regio-Foren stand unter dem Motto "Themen & Erfahrungen" zunächst das gegenseitige Kennenlernen und das Brainstorming im Fokus. Die Praktiker:innen sammelten Themen, bei denen eine trägerübergreifende Zusammenarbeit hilft, Prozesse zu verbessern. Hier nannten die Teilnehmenden u.a. die gegenseitige Erreichbarkeit aller Trägerorganisationen über möglichst konkrete Ansprechpartner:innen. In den anschließenden Arbeitsphasen überlegten sie gemeinsam, an welchen Schnittstellen im Berufsalltag es in ihrer Region eine intensivere Kooperation braucht – und welche konkreten Schritte man hier initiieren könnte.

Ein großes Anliegen war dabei, die teils während der Corona-Pandemie "eingeschlafenen" Austausch-Formate wie Runde Tische, Arbeitskreise oder Erfahrungsaustausche wieder aufzuwecken und neu zu beleben. Auch teilweise mit dem Ziel für weitere Trägerbereiche zu erweitern. Um in der Praxis zügige Abstimmungen, unter Einhaltung der engen Fristen sicherzustellen, wurden auch bilaterale Gesprächsformate oder gegenseitige Besuche zwischen einzelnen Reha-Fachkräften angedacht.

Begehrt: Visitenkarten und bleibende Kontakte

Im Anschluss präsentierten die drei Regio-Foren ihre Ideen für konkrete Schritte einer nachhaltigen Netzwerkarbeit im Plenum. Manche Arbeitsgruppe traf hier auch bereits Folge-Verabredungen für die Gestaltung der Netzwerkarbeit in ihren Regionen. Wichtig war den Berufspraktiker:innen an diesem Tag aber vor allem das Kennenlernen und – nach einer längeren Zeit endlich einmal wieder – das persönliche Gespräch. Natürlich wurden dabei auch viele Visitenkarten getauscht.

Im Plenum waren sich die Teilnehmenden einig, dass die Netzwerk-Arbeit für den Berufsalltag fruchtbar ist und nachhaltige Netzwerk-Strukturen in Sachsen-Anhalt (wieder)aufgebaut und weiter gepflegt werden sollten. Am Ende des Tages stand die symbolische Staffelstab-Übergabe seitens der BAR als Initiator dieser Veranstaltung: Das Team der BAR übertrug mit den Staffelstäben die Initiative zur weiteren Vernetzung in den Regionen, an die jeweiligen "Staffelläufer:innen". Diese hatten sich bereit erklärt, über den Tag hinaus, die nächsten Schritte einer weiteren Vernetzung anzustoßen.