Regionale Netzwerkveranstaltung für Reha-Träger

in Thüringen, Erfurt, 29. Mai 2024

Welches Potenzial hat Netzwerkarbeit für Reha-Fachkräfte und für Menschen mit Behinderungen? Dieser und weiteren spannenden Fragen widmeten sich 45 Fachkräfte von Rehabilitationsträgern aus ganz Thüringen im Rahmen der „Regionalen Netzwerkveranstaltung“ am 29. Mai in Erfurt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) hatte gemeinsam mit der VBG eingeladen.

Das Dialog-Format "Regionale Netzwerkveranstaltung" der BAR ist eine Initiative, um die Zusammenarbeit der Reha-Träger in den Regionen zu stärken. Denn Netzwerken ist kein Selbstzweck: In einem Reha-System, in dem über 1.200 Reha-Träger aus acht Trägerbereichen und eine Vielzahl von Leistungen zusätzlich sortiert nach fünf Leistungsgruppen erbringen, können die Träger dem Leitgedanken der "Leistungen wie aus einer Hand" nur dann entsprechen, wenn sie auf ein funktionierendes Netzwerk zurückgreifen können. Nicht zuletzt ist die Zusammenarbeit der Reha-Träger im SGB IX verbindlich geregelt.

Auftakt zu einem lebendigen Tag

Wenig Theorie, viel Kommunikation

Moderator Eric Meyer und Franziska Fink, Teamleiterin Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit bei der BAR, begrüßten die Teilnehmenden und gaben Einblicke in den Beweggrund zur Veranstaltung: die Stärkung der Zusammenarbeit von Reha-Praktiker:innen über trägereigene Gewohnheiten hinweg. Beide hoben das bewusst offene Konzept der Netzwerkveranstaltung hervor: "Wir freuen uns Ihnen heute einen Rahmen zu bieten, der vor allem Platz für das Kennenlernen und den Austausch bietet."

Gernot Wenzel, Abteilungsleiter Rehabilitation der VBG Regionaldirektion Thüringen, begrüßte als Gastgeber in den Räumlichkeiten der VBG und unterstützte die Initiative der BAR zu einer vernetzenden Veranstaltung: "Der gemeinsame Austausch von Reha-Fachkräften von unterschiedlichen Trägern und Häusern ist wichtig, um Rehabilitation erfolgreich zu gestalten. Die VBG möchte hier eine Initiative für Thüringen starten."

Zum programmatischen Auftakt in den Tag stellten Denise Wächter und Andreas Leopold, EUTB-Berater:innen von "Zukunft Sozialraum" Erfurt, in ihrem Auftaktimpuls heraus, wie wichtig Kontakte und Ansprechpartner bei Reha-Trägern für diejenigen Menschen sind, die Bedarfe zur Teilhabe haben und die eine gute Reha-Beratung benötigen. Sicherlich eine Motivation für die vielen Reha-Praktiker:innen, die an diesem Morgen bereits früh die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen suchten.

Podiumsgespräch

Perspektive(n) von trägerübergreifender Zusammenarbeit

Mit Wojciech Plewinski vom Bundesarbeitsministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und Katja Günther vom Sozialministerium Thüringen konnten BAR und VBG auch Vertreter:innen der Bundes- und Landespolitik an diesem Tag begrüßen, beide zeigten großes Interesse am persönlichen Austausch mit den Teilnehmenden.

Nachfolgend lud Moderator Eric Meyer zu einer Podiumsrunde. Er begrüßte Andre Remlinger, Teamleiter Reha bei der DRV Bund, Dimo-Mario Winter, Referent Reha-Management der VBG, sowie Gernot Wenzel, Andreas Leopold und Franziska Fink. 

Mit Blick auf ihre Organisationen hoben Winter und Remlinger aktuelle Schwerpunkte in der strategischen Arbeit im Reha-Management hervor, die die Umsetzung der Regelungen des BTHG voranbringen und Zusammenarbeit der Träger stärken sollen. Wenzel bekräftigte die Intention, bald wieder einen "Runden Tisch" in Thüringen zusammenbringen zu wollen.

Fink verwies im Zusammenhang mit den Herausforderungen der gesetzlichen Vorgaben unter anderem auf die strategische Plattform, die die BAR den Reha-Trägern bietet, sowie auf die BAR-Praxistools, die als Hilfestellung für die Arbeit der Reha-Fachkräfte vor Ort entwickelt wurden. Große Aufmerksamkeit im Publikum genossen ihre Ausführungen zum "Gemeinsamen (digitalen) Grundantrag für Reha- und Teilhabeleistungen", das im Mai 2023 gestartet ist und noch bis Oktober 2025 laufen wird. Es wird von den Mitgliedern auf Ebene der BAR in einem kooperativen Prozess durchgeführt und seitens des BMAS gefördert.

Intensiver Austausch in den Regio-Foren

Wo und bei was braucht es mehr Zusammenarbeit und wie kann diese gelingen?

Das Hauptaugenmerk des Tages lag indes auf dem intensiven Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. In zwei Regio-Foren stand unter dem Motto "Anlässe & Themen" zunächst das gegenseitige Kennenlernen und ein Brainstorming zur Berufspraxis im Fokus. Gemeinsam sammelte man Anlässe und berufliche Alltagssituationen, bei denen Kontakte zu anderen Trägern helfen, Prozesse zu verbessern. Alsbald wurden Ideen notiert, die den Berufsalltag leichter machen können: Hier nannten die Teilnehmenden u.a. den Wunsch nach regelmäßigen Treffen, bei denen die Institutionen ihre Arbeit, Leistungen und Zuständigkeiten vorstellen. Dadurch solle mehr Transparenz und Verständnis entstehen. Auch wurde die Wichtigkeit von konkret verfügbaren Ansprechpersonen bei allen Trägern herausgearbeitet.

In den Arbeitsphasen überlegte man gemeinsam, an welchen Schnittstellen im Berufsalltag es eine intensivere Kooperation braucht – und welche konkreten Schritte man hier initiieren könnte. Um in der Praxis zügige Abstimmungen unter Einhaltung der engen Fristen sicherzustellen, dachten die Praktiker:innen zum Beispiel an bilaterale Gesprächsformate und Hospitationen. Zur besseren Vernetzung der Reha-Träger könnten ebenso digitale Tools unterstützen: etwa eine Art "digitale Reha-Landkarte" für Thüringen, die alle Träger, Leistungen sowie Ansprechpartner listet und für alle zugänglich macht. Aus ähnlichen Beweggründen hat die BAR ihr Verzeichnis der Ansprechstellen für Reha und Teilhabe um einen internen Bereich erweitert. Christoph Gerullis-Schmidle, Fachreferent der BAR und Foren-Moderator, präsentierte im Plenum die Funktionen und Möglichkeiten.

Begehrt: Visitenkarten und bleibende Kontakte

Im Anschluss stellten die Regio-Foren ihre Ideen für eine nachhaltige Netzwerk- und Zusammenarbeit im Plenum vor. Eine Arbeitsgruppe traf hier bereits Folge-Verabredungen für die Implementierung eines "Runden Tischs" mit mehreren Trägern sowie für ein zukünftiges "BTHG-Forum" in Thüringen. Wichtig war den Praktiker:innen an diesem Tag aber vor allem das Kennenlernen und das persönliche Gespräch. Natürlich wurden auch viele Visitenkarten getauscht.

Am Ende des Tages stand die symbolische Staffelstab-Übergabe seitens der BAR als Initiator der Veranstaltung: Das Team der BAR übertrug mit den Staffelstäben die Initiative zur weiteren praktischen Zusammenarbeit an die jeweiligen "Staffelläuferinnen" der beiden Arbeitsgruppen. Diese hatten sich bereit erklärt, weitere Schritte für eine nachhaltige Vernetzung anzustoßen.

 

Impressionen eines "wuseligen" Tages

Fotos: Ann-Kathrin Poth, Christoph Gerullis-Schmidle, Eric Meyer (BAR e.V.)