Reha senkt Kosten und steigert Arbeitsfähigkeit
Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Rehabilitation
Im folgenden Beitrag wird dargelegt, wie sich im Kontext „Zahlt sich Reha aus?“ das Spannungsfeld von Nutzen und Bedeutung der Rehabilitation und der aktuellen Marktrealität darstellt. Diese Frage kann aus verschiedenen Blickwinkeln beantwortet werden. Denn neben dem gesundheitlichen Nutzen für die Betroffenen hat Rehabilitation auch eine volkswirtschaftliche Bedeutung.
Die Prognos AG hat 2009 errechnet, dass jeder Euro, der für Rehabilitationsleistungen ausgegeben wird, fünf Euro Nutzen für die Volkswirtschaft bringt. Aber wodurch entsteht dieser volkswirtschaftliche Nutzen und wer profitiert wie von einer Rehabilitation?
Das IFR Ulm ist dieser Frage erstmals mit einer sektorenübergreifenden Analyse von anonymisierten Behandlungs verläufen nachgegangen. Für die Analysen wurden Personen mit chronischen Rücken schmerzen eingeschlossen (d. h. ICD-10-Diagnose M50, M51 und M54 seit mindestens einem Jahr). Auf Basis von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung und einer gesetzlichen Krankenversicherung, die datenschutzkonform über ein gemeinsames Pseudonym verknüpft wurden, konnten für diese Versicherten die direkten und indirekten Kosten (hier über AU-Tage) berechnet werden. Diese sektorenübergreifende Auswertung ermöglicht Betrachtungen aus Sicht der Versicherten, der Kostenträger, der Arbeitgeber und der Volkswirtschaft. Dabei wurde bei Versicherten mit chronischen Rückenschmerzen nach Behandlungsmerkmalen wie beispielsweise Art und Anzahl der Arztbesuche, AU-Episoden, einschlägigen Behandlungen und Medikamenten oder aufwändiger Diagnostik gesucht, die eine Rehabilitationsmaßnahme erwarten lassen. Dazu wurden Behandlungsverläufe von späteren Rückenschmerzrehabilitanden retrospektiv mittels u.a. logistischer Regression analysiert. Als Vergleichsgruppe dienten dann Versicherte, die einen ähnlichen Behandlungsverlauf im ambulanten und stationären Sektor aufwiesen, aber keine Rehabilitation beantragt haben. Für diese beiden Gruppen wurden über drei Jahre (Reha-Jahr, 1. und 2. Folgejahr) die direkten Kosten sowie die AU-Tage bestimmt.
Die Analysen zeigen, dass die direkten Kosten der Krankenversicherung durch die Rehabilitation sanken. Ab dem ersten Folgejahr waren die Kosten bei Rehabilitanden geringer als bei Nicht-Rehabilitanden, insbesondere für akutstationäre Leistungen. Bereits im Jahr der Rehabilitation waren diese in der Gruppe der Rehabilitanden im Mittel 987 € geringer als bei den Nicht-Rehabilitanden. Auch in den beiden Folgejahren hatten Rehabilitanden geringere Ausgaben in diesem Bereich (- 372 € bzw. - 293 €). Für Heil- und Hilfsmittel und Medikamente waren die Ausgaben in beiden Gruppen über den gesamten Analysezeitraum hingegen ähnlich.
Klare Kostenreduzierung
Die Rehabilitation hat die Aufgabe, die Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Dies belegten die Analysen eindrucksvoll: Die AU-Tage reduzierten sich in beiden Gruppen, jedoch in der Gruppe der Rehabilitanden um 14,8 Tage mehr. Dieser Effekt bleibt auch im zweiten Folgejahr noch bestehen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) bezifferte zum Zeitpunkt der Studie jeden AU-Tag mit Kosten in Höhe von 302 €. Somit können durch die Rehabilitation indirekte Kosten in Höhe von 4.168 € eingespart werden. Addiert man sämtliche direkte und indirekte Kosten (ggf. inkl. zusätzlicher Fehltage wegen Reha) verbleibt bei Rehabilitanden eine Einsparung von 727 € im ersten und 37 € im zweiten Folgejahr bestehen. Bei rund 350.000 Rehabilitanden mit Rückenschmerzen pro Jahr ergeben sich somit Einsparungen von 267,4 Mio € über einen Zeitraum von zwei Jahren. Zudem dürften auch Erwerbsminderungsrenten vermieden bzw. verzögert werden. Die Requamo-I-Studie zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen subjektivem Rehanutzen und einem geringeren Risiko für Erwerbsminderungsrente – das Prinzip „Reha vor Rente“ wurde damit bestätigt.
Bedenkt man, dass weniger AU-Tage und geringe Krankheitskosten in der Regel mit besserer Gesundheit und höherer Lebensqualität einhergehen, zeigen diese Ergebnisse, dass sich eine Reha für die Betroffenen selbst, für die Sozialversicherungsträger, für Arbeitgeber und Volkswirtschaft „auszahlt“.