Editorial Reha-Info 04/2020
Die Augen sind als Sinnesorgan unsere „Schnittstelle“ zur Welt. Über den Sehsinn orientieren wir uns, wir nehmen Eindrücke auf, mit denen wir uns auf Begebenheiten und Situationen in unserer Umwelt einstellen. Wenn eine Sehbeeinträchtigung uns darin einschränkt, erst recht, wenn Menschen erblinden, gehen Alltagskompetenzen verloren, das subjektive Wohlbefinden leidet. Depressionen können die Folgen sein.
Statistische Einblicke in die Entwicklung zeigen einen deutlichen Anstieg an Neuerblindungen, der sich – bedingt durch den Altersanstieg der Bevölkerung – fortsetzen wird. So sind nach Aussage von Augenärzten allein von der Altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) mehr als 4 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Aber auch die Zahl derer, die aufgrund von Diabetes erblinden, steigt und das Alter, in dem die Krankheit festgestellt wird, verschiebt sich in immer jüngere Jahre. Diabetes ist die häufigste Erblindungsursache zwischen 40 und 80 Jahren.
Es gibt in Deutschland keine allgemeinen Zahlen, auch wenig belastbare Angaben über Beschäftigung und Arbeitslosigkeit von blinden und sehbehinderten Menschen. Ältere Untersuchungen und allgemeine Hochrechnungen legen allerdings ein im Vergleich zu anderen Behindertengruppen eklatantes Beschäftigungsdefizit von Menschen mit Sehbeeinträchtigung nahe. Das es hier Handlungsbedarf und Chancen gibt, zeigen die Beiträge in dieser Ausgabe, so beispielsweise zum Projekt „Aktivierung und Integration (langzeit-) arbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen“ (aktila-bs).
In Zeiten von Corona steht das ganze System der gesundheitlichen Versorgung – und damit auch die Rehabilitation – vor großen Herausforderungen. Auch in schwierigen Situationen muss das Recht auf Teilhabe handlungsleitend sein. Das bleibt die Maxime für die BAR, auch unter den aktuell erschwerten Arbeitsbedingungen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und bleiben Sie gesund
Ihre Helga Seel