Editorial Reha-Info 06/2021
Liebe Leserin und lieber Leser,
Keine Frage – wenn es um die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft geht, spielt der Umgang mit Online-Anwendungen und digitalen Medien eine große Rolle. Mitmachen, mitgestalten oder auch einfach nur dabei sein, Teilhabe bedeutet auch digitale Teilhabe. Die Nutzung von Smartphone und Tablet haben den Alltag von Menschen mit und ohne Behinderungen stark verändert und oft auch erleichtert.
Aber die neuen Technologien bergen auch Exklusionsrisiken und längst nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren gleichermaßen vom digitalen Wandel. Die digitale Spaltung ist in der Gesamtbevölkerung immer noch ausgeprägt. Gerade für Menschen mit Behinderungen ist der Zugang zu Online-Diensten eine große Herausforderung. Oft sind auch die hohen Kosten der Technik ein Hindernis für digitale Teilhabe. Für Menschen mit Behinderungen ist die fehlende Barrierefreiheit das digitale Exklusionsrisiko Nummer 1. Komplizierte Texte, mangelnde Kontraste und nicht nachvollziehbare digitale Anwendungen machen dann beispielsweise einen Online-Einkauf oder die Informationsbeschaffung unmöglich. Die digitalen Möglichkeiten erfordern aber nicht allein einen barrierefreien Zugang, auch das sichere Sich-Bewegen in der digitalen Welt ist entscheidend, um die Vorteile zu nutzen und die Risiken abschätzen zu können.
Online präsent zu sein ist zu einem alternativlosen Aspekt sozialer Teilhabe geworden, indem Menschen mit Behinderungen nicht nur erfahren, was andere machen, sondern die Online-Welt selbst mitgestalten können, als Bloggerinnen und Blogger, mit einem Instagram-Account oder in einer Facebook-Gruppe. Wie die digitalen Lebenswelten, in denen alle Menschen sich souverän bewegen können, in Zukunft ausgestaltet werden müssen, hängt von vielen Entwicklungsschritten ab. Für Menschen mit Behinderungen ist entscheidend, dass sie Zugang zu hochleistungsfähigen und mobilen Netzen bekommen und zum Umgang mit den digitalen Technologien befähigt werden. Wenn ganz aktuell so viel über Digitalisierung gesprochen wird, dann ist es wichtig, die Belange von Menschen mit Behinderungen von Vorneherein mitzudenken und zu beachten – das entspricht dem Gedanken einer inklusiven Gesellschaft und erspart Nachbesserungen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit
und ein gesundes neues Jahr,
Ihre Helga Seel