HMI 4.0 als Chance für die Inklusion

Inklusion aktiv leben und mit assistierenden Technologien vorantreiben

Unser Leben wird immer mehr von Maschinen und Geräten beherrscht. Die Grundlage einer einfachen und intuitiven Kommunikation zwischen Mensch und System stellt ein Human-Machine-Interface (HMI) dar. Mit der vierten Generation an HMI-Systemen beginnt die Zukunft der barrierefreien Arbeitswelt. Diese Systeme sind auf immersive Technologien, wie Virtual- (VR), Augmented- (AR) und Mixed-Reality ausgelegt. Erweitert man immersive Technologien um künstliche Intelligenz, ergibt sich eine neue Generation individualisierbarer und adaptiv lernender Systeme, die sich individuell den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer anpassen und sie bei Tätigkeiten und im Umgang mit komplexen Systemen unterstützen. Unser Verhältnis zu Technik in der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine verändert sich nachhaltig, besonders für Menschen mit Behinderungen.

Virtuelle Welten sind allen zugänglich

AR und MR unterstützen die Teilhabe am Arbeitsleben auf verschiedenen Ebenen und ihre Anwendungsfelder sind vielfältig. Sie reichen von der Förderung vom Lernen in der Ausbildung, über die Assistenz in Entwicklungs- und Produktionsprozessen im Beruf, bis hin zur Unterstützung im Alltag. AR wird mithilfe von Geräten wie Smartphones oder Tablets sichtbar gemacht. Dabei wird etwas physisch Vorhandenes z. B. ein Bild, ein Gegenstand oder eine Örtlichkeit, durch digitale Informationen ergänzt beispielsweise Videos, Texte, Animationen oder 3D-Ansichten. AR fördert das selbstständige Lernen und unterstützt Menschen mit Lernschwierigkeiten durch gezielt ausgewählte digitale Inhalte. Sei es ein Erklär-Video (mit Gebärdensprache), 3D-Modelle oder Explosionsdarstellung für Menschen mit Defiziten beim räumlichen Vorstellungsvermögen. Es können aber auch Links zu relevanten Webseiten im Internet sein, die barrierefrei in leichter Sprache angeboten werden. Auf diese Weise werden Menschen mit Konzentrationsproblemen und Leseschwierigkeiten ein spannendes Medium mit Ton und bewegten Bildern benutzen können, welches passend zur Art ihrer Behinderung und kognitiven Fähigkeiten aufgebaut ist.

In MR werden Informationen in das Sichtfeld eines MR-Headsets als Hologramm eingeblendet und bietet somit ein enormes Potenzial im inklusiven Arbeitsleben. Ein Mensch mit kognitiver Beeinträchtigung, der bisher nur sehr einfache Aufgaben durchgeführt hat (z.B. Beschäftigte einer Werkstatt für behinderte Menschen oder Senioren) kann mit einer automatisierten Schritt-für-Schritt Anleitung im Sichtfeld eines MR-Headset anspruchsvollere Arbeitsschritte erlernen. Menschen, die infolge eines Unfalls oder einer Erkrankung von einer Behinderung betroffen sind, können ihren ursprünglichen Beruf ausüben; Wenn es sich bei dem beeinträchtigten Arbeitnehmer um einen Experten handelt, kann er mittels immersiver Technologien sein Fachwissen weiterhin seinem Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Dies erfolgt durch eine Ausbildung zur Nutzung der neuen Technologien und dadurch Mitarbeiter anleiten und unterstützen, sowie Kunden betreuen und beraten.

Neue Informationen werden sehr schnell wieder vergessen, was sich auf den Lernerfolg in der Schule und in der Berufsausbildung ebenso wie auf das lebenslange Lernen am Arbeitsplatz auswirkt. Doch mithilfe immersiver Lerntechnologien wird das Lernen zu einem unvergesslichen Erlebnis und hilft dabei, das Gelernte besser im Gedächtnis zu behalten.

 

Adaptive, lernende Systeme verändern die Arbeitswelt

Entscheidend für die menschzentrierte Gestaltung der zukünftigen Arbeitswelt ist die Ausrichtung der technologischen Entwicklung an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Menschen. Diese Anforderungen, erfüllen adaptiv lernende Systeme, welche aus  menschlichen Handlungsmustern lernen, sich selbstständig optimieren und in einem interaktiven Dialog mit dem Nutzer die erforderliche Aktionen ohne spezielles Fachwissen kommunizieren.

Im Fall der immersiven Technologien sind es intelligente Brillen, die Prozesse identifizieren können, Intentionen und Handlungen der Nutzer interpretieren, auf Handlungsfehler reagieren und entsprechende Hilfestellungen einblenden. Diese innovativen Techniken kombinieren das Eye-tracking, Augmented Reality und Sensorik zur Erfassung des Nutzerzustands, um angepasst an die Unterstützungsbedürfnisse und kognitiven Fähigkeiten des Nutzers eine effektive und individualisierte Hilfestellung zu geben. Mithilfe von Eye-Tracking kann die Kommunikation von Menschen mit einer Sprachstörung verbessert und damit die Teilhabemöglichkeit gesteigert werden, da eine direkte Umwandlung der Augenbewegung in Sprache möglich ist. Bei Menschen mit Hörbeeinträchtigungen können Informationen, die normalerweise akustisch übermittelt werden, zusätzlich visualisiert werden.

Immersive Technologien, Eye-Tracking Systeme, intelligente sensorbasierte Lern- und Arbeitsumgebungen werden die Arbeitswelt tiefgreifend verändern und den Menschen künftig in allen Arbeitsbereichen unterstützen und entlasten. Dadurch werden schwer qualifizierbare und geringqualifizierte Personen neue Perspektiven erhalten. Innovative Technologien bieten für Menschen mit Behinderung mehr Gleichheit, Kontrolle und Freiheit. Ihre Einschränkungen werden ausgeglichen und die berufliche Eingliederung und Inklusion werden dadurch aktiv vorangetrieben.