Eine für alle – die ARGE Krebs
Wir schreiben das Jahr 1956. Ihrer Zeit weit voraus beschließen Vertreter der gesetzlichen Rentenversicherungen und Krankenkassen ihre Zusammenarbeit bei der medizinischen Nachsorge für krebserkrankte Menschen in Nordrhein-Westfalen. Es ist die Geburtsstunde einer in Deutschland in diesem Bereich einzigartigen Institution: der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung oder kurz der ARGE Krebs.
Kurz zuvor wies eine medizinische Studie nach, dass Behandlungserfolge für Krebspatienten aus sozial schwächeren Schichten erheblich schlechter ausfielen als bei „Bessergestellten“. Ein Aufenthalt im „Kurheim“ sollte deshalb auch gesellschaftlich benachteiligten Menschen mit einer Krebserkrankung helfen, durch zusätzliche Therapien unter ärztlicher Betreuung möglichst schnell wieder in ihren familiären und beruflichen Alltag zurückzukehren. So lud der damalige NRW-Arbeits- und Sozialminister, Johann Platte, die in seinem Land vertretenen Renten- und Krankenversicherungsträger zu einer Besprechung über eine Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung ein – keine fünf Monate später, am 5. April 1956, fand die konstituierende Sitzung statt. „Die trägerübergreifende Kommunikation und Zusammenarbeit ist ein entscheidender Vorteil unseres Modells“, betont Jan Gleitze, Geschäftsführer der ARGE Krebs. „Wir können in unseren Gremien aktuelle Entwicklungen an einem Tisch diskutieren und gemeinsam passende Lösungen erarbeiten.“
Klare Zuständigkeiten
Als zentrale Anlaufstelle kümmert sich die ARGE Krebs um die Gewährung von onkologischen Reha-Leistungen und um alle mit der Krebsnachsorge verbundenen Fragen. Die Bündelung dieser Aufgaben bietet erhebliche Vorteile: In einer Lebensphase, in der Menschen emotional und organisatorisch oftmals an ihre Grenzen stoßen, entfällt die Klärung, wer denn nun Kostenträger ist und welches Formular wo eingereicht werden muss. Wer versichert ist und in NRW seinen Erstwohnsitz hat, wendet sich einfach an die ARGE Krebs. „Wir haben uns durch die Fokussierung auf das Thema Krebs eine besondere Expertise angeeignet. Dadurch und wegen unserer kompakten Verwaltungsstrukturen bieten wir effizienten und vor allem betroffenenorientierten Service“, sagt der Geschäftsführer. Zum rund 70-köpfigen Team der Bochumer Geschäftsstelle gehören auch ein Arzt, eine Ernährungsberaterin und Expertinnen für Öffentlichkeitsarbeit.
Ohne Umwege
Das inzwischen gesetzlich verankerte Prinzip, Leistungen aus einer Hand anzubieten, ist für die ARGE Krebs seit Langem gelebte Praxis. „Der Trägerzusammenschluss sorgt für einen durchgehend hohen Standard und einheitliches Vorgehen unabhängig davon, ob beispielsweise eine Ortskrankenkasse oder ein Rentenversicherungsträger die Reha-Kosten übernimmt“, erklärt Gleitze. Wie reibungslos das Zusammenspiel funktioniert, zeigt sich insbesondere im Direkteinweisungsverfahren bei Anschlussrehabilitationen (AHB). Hier stößt das Krankenhaus, die onkologische Praxis oder das Strahleninstitut den Aufnahmeprozess im aktiven Dialog mit der Reha-Einrichtung an. „Wir erteilen den Bewilligungsbescheid, wenn die erkrankte Person bereits in der Reha-Einrichtung ist. Das erfordert laufende Abstimmung und Justierung an den Schnittstellen. Hier haben wir ein interdisziplinäres Arbeitsverständnis und einen kurzen Draht zueinander“, bemerkt Gleitze. „Wir sparen unseren Versicherten einfach Zeit, wenn die Reha-Einrichtung nicht erst einen Bescheid abwarten muss, bevor sie eine Terminzusage geben kann“
„Für die Schnittstellen benötigen wir laufend neue Konzepte“, sagt Gleitze. „Aufgrund der glücklicherweise immer besseren Behandlungsmethoden verlassen Krebspatienten zunehmend das Krankenhaus, noch bevor die Sozialdienste überhaupt eine Möglichkeit haben, über Reha-Möglichkeiten zu beraten und diese bei Interesse auf den Weg zu bringen.“
Vernetzte Spezialisten
„Breite Aufklärung ist neben der Erarbeitung individueller Konzepte einer von vielen Lösungsansätzen, mit denen wir versuchen, die strukturellen Probleme zu beheben“, sagt der Geschäftsführer. So publiziert die ARGE Krebs eine Reihe maßgeblicher Broschüren, informiert umfassend auf ihrer Webseite, berät und unterstützt Selbsthilfegruppen, Reha- Einrichtungen und andere Organisationen persönlich. „Gerade weil die Chancen, den Krebs zu überstehen, immer besser werden, gewinnt die onkologische Reha an Bedeutung“, betont Gleitze. „Schließlich haben sich die Kurheime von einst zu hochspezialisierten Nachsorgeeinrichtungen entwickelt, die Betroffenen helfen, die Folgen der Krankheit physisch wie psychisch zu bewältigen.“
Weitere Informationen, Broschüren und Adressen siehe www.argekrebsnw.de