Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Krebserkrankungen
Laut Robert-Koch-Institut wurden in Deutschland im Jahr 2016 knapp 500 000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Zwar steigt die Gesamtzahl der Krebserkrankungen aufgrund der Alterung der Gesellschaft, viele Krebsarten weisen aber mittlerweile rückläufige Erkrankungsraten und bessere Heilungschancen auf. Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein. Neuere Therapien verlängern die Lebenserwartung ganz anders als noch vor einigen Jahren. Statistiken zeigen, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeiten für viele Tumorpatienten in den vergangenen 30 Jahren deutlich verbessert haben. Dennoch ist der Verlauf einer Krebserkrankung nur schwer vorherzusagen und kann sich individuell sehr unterschiedlich entwickeln. Laut Robert-Koch-Institut ist zudem jeder dritte Neuerkrankte jünger als 65 Jahre und damit im erwerbsfähigen Alter. Krebs wird zunehmend zum Thema für Betriebe.
Diagnose Krebs und die Folgen
Krebs ist eine einschneidende Diagnose, die für Betroffene und Angehörige das Leben auf den Kopf stellt. Sie bedeutet, sich einer langwierigen Behandlung mit oft unangenehmen Folgen zu stellen. Krebserkrankungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Lebensperspektive der Betroffenen: Was kommt auf mich zu? Werde ich den Krebs überleben? Welchen Verlauf nimmt die Krankheit? Kann ich wieder arbeiten? Das führt zu Verunsicherung und einem Gefühl der Hilflosigkeit. Mit einem Mal ist der vorgestellte Lebenslauf mit Lebensplänen, Familie und Arbeit in Frage gestellt.
Insbesondere aufgrund des medizinischen Fortschritts steigen allerdings auch die Überlebenschancen von krebserkrankten Menschen. Aktuell leben in Deutschland etwa 4 Millionen Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden haben. Viele gelten zwar als genesen, nicht aber als geheilt. Denn es gibt die Faustregel: Erst wer fünf Jahre krebsfrei ist, gilt als geheilt. Krebserkrankungen haben meist eine langandauernde Beeinträchtigung zur Folge. Die unsichere Prognose eines Tumorleidens macht eine kontinuierliche Überwachung erforderlich. Aufgrund möglicher Langzeitnebenwirkungen und den speziellen Bedürfnissen der ehemals erkrankten Menschen wird die Krebsnachsorge noch eine ganze Zeit, mitunter ein ganzes Leben, fortgeführt.
Nicht selten treten zudem infolge der Krebserkrankung und der folgenden Behandlung (z. B. Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie) starke Nebenwirkungen und Schmerzen auf, die zu einer langanhaltenden Belastung werden können. Dazu zählen neben Schlafstörungen, Ängsten und Sorgen auch nachhaltige Schädigungen von Herz und Nieren. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass mindestens die Hälfte der ehemals Erkrankten weiterhin eine hohe psychische Belastung aufweisen. Bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten treten in der Folge der Krebserkrankung psychische Störungen auf. Sie leiden häufig trotz erfolgreicher Therapie unter Beeinträchtigungen, die sich auf die gesamte private Lebenssituation und auch auf den beruflichen Werdegang auswirken können. Dazu zählt zum Beispiel das chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue, aber auch Angst und Anpassungsstörungen sowie Depressionen treten häufig auf.
Rehabilitation – der Weg zurück in den Alltag
Die onkologische Rehabilitation ist neben der Akutmedizin die zweite Säule der Krebstherapie und die Basis für die Qualität des Langzeitüberlebens. Menschen mit Krebserkrankungen benötigen nach einer erfolgreichen Therapie und der Heilung ihrer Erkrankung zielgerichtete und umfassende Unterstützung, damit sie ihre Lebensqualität wieder zurückgewinnen, am Alltagsleben teilnehmen und ins Arbeitsleben zurückkehren können. Gerade die Rückkehr in den Beruf ist für viele Menschen mit Krebserkrankungen ein großer Motivationsfaktor. Die Wiederaufnahme der Arbeit ist für sie ein Teil der Krankheitsbewältigung, ein Gewinn an Lebensqualität und Rückkehr zur Normalität.
Beinahe zwei Drittel aller Tumorpatienten im erwerbsfähigen Alter sind in der Lage, ihren ehemaligen oder einen anderen Beruf wieder ausüben zu können. Mit einer onkologischen Reha lassen sich die Voraussetzungen dafür schaffen. Körper und Psyche sind gefordert, um mit den Folgen der Erkrankungen umgehen zu können. Die Reha soll helfen zur Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken und den Energiespeicher neu aufzuladen. Die Reha bietet einen Rahmen dafür, sich mental-emotional mit der Krankheit und ihren Folgen auseinanderzusetzen. Rehabilitanden erlernen Bewältigungsstrategien zur Krankheitsverarbeitung und Übungen zur Behandlung möglicher Funktionsstörungen. So kann eine erfolgreiche onkologische Rehabilitation nicht nur zu einer Milderung oder sogar Beseitigung der körperlichen und seelischen Folgen der Tumorerkrankung beitragen, sondern auch die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben und die Sicherstellung der Teilhabe in allen Lebensbereichen unterstützen. Eine Reha kann außerdem den Erfolg der Krebstherapie sichern sowie möglichen Spätfolgen und Einschränkungen durch Krankheit oder Behandlung vorbeugen.
Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen ist eine onkologische Rehabilitation eine Basis dafür, die körperlichen und physischen Voraussetzungen für den Erhalt der Erwerbsfähigkeit und einen selbstbestimmten Alltag zu schaffen. Die onkologische Reha ist die Brücke zurück in die Normalität.
Arbeitshilfe Rehabilitation und Teilhabe für Menschen mit Krebserkrankungen |
Mit der überarbeiteten Arbeitshilfe stellt die BAR eine Praxishilfe für die Planung, Beantragung, Durchführung und Verstetigung rehabilitativer Maßnahmen für krebskranke Menschen zur Verfügung. Darin findet man u.a.
Die Arbeitshilfe „Rehabilitation für Teilhabe von Menschen mit Krebserkrankungen “ ist eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe zu zielgerichtetem, planvollem und abgestimmtem Handeln in der Rehabilitation von Menschen mit Krebserkrankungen. Sie wendet sich an alle Personen, Berufsgruppen und Institutionen, die an der Rehabilitation von an Krebs erkrankter Menschen beteiligt sind. |