Positive Effekte durch körperliche Aktivität und Sport in der Krebsnachsorge
Die Anzahl an Krebserkrankungen steigt in Deutschland seit Jahrzehnten stetig an. Laut Studien des Robert-Koch-Instituts (Krebs in Deutschland für 2015/2016, RKI, 2019) lag der Wert der absoluten Neuerkrankungen in Deutschland im Jahr 2013 bei insgesamt 482.500. Prognosen des Robert-Koch-Instituts zufolge werden es in diesem Jahr bereits rund 510.000 sein. Und auch zukünftig ist unter anderem aufgrund der Alterung der Gesellschaft mit steigenden Fallzahlen zu rechnen. Umso mehr rückt die Krebsnachsorge ins Blickfeld – und damit die Notwendigkeit körperlicher Aktivität und der Bedarf an spezifischen Sportangeboten.
„Bewegung gegen Krebs“
Während früher die Meinung bestand, dass für onkologische Patient*innen körperliche Ruhe für die Genesung am besten wäre, hat sich in den vergangenen Dekaden ein Paradigmenwechsel hin zur therapiebegleitenden körperlichen Aktivität vollzogen. Deren Bedeutung in der Prävention, Therapie und Nachsorge von onkologischen Erkrankungen ist mittlerweile Bestandteil zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Die dabei gewonnenen Daten belegen, dass Sport und Bewegung einen präventiven Einfluss im Sinne einer Risikoreduktion haben. Von großer Relevanz ist zudem die Nachsorge. Dabei rücken unter anderem wohnortnahe Reha-Sportangebote in den Sportvereinen in den Fokus. Körperliche Aktivität kann hier erheblich dazu beitragen, die Nebenwirkungen der Therapie zu reduzieren und damit z. B. das Fatigue-Syndrom, Auswirkungen von Polyneuropathien, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen zu lindern sowie einem verminderten muskulären und kardiovaskulären Leistungsvermögen entgegenzuwirken. Körperliche Aktivität stellt zudem einen wichtigen Faktor zur Senkung der Häufigkeit des Wiederauftritts der Erkrankung dar. Darüber hinaus führt eine gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit zu einer Verbesserung der psychischen Gesundheit.
Wohnortnahe Angebote
Reha-Sportangebote sind als ergänzende Leistung zur medizinischen Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben in § 64 Sozialgesetzbuch IX gesetzlich verankert. Ziele dieser spezifischen Sportangebote sind neben der Verbesserung von Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität auch die Stärkung des Selbstbewusstseins, die Hilfe zur Selbsthilfe sowie die Sicherung der gleichberechtigten und selbstbestimmten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gemäß der UNBehindertenrechtskonvention – auch mit Blick auf den Rehabilitationssport für Menschen mit Krebserkrankungen. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) bietet als größter Leistungserbringer auf diesem Gebiet in über 6.400 Vereinen mit rund 565.000 Mitgliedern zahlreiche Möglichkeiten für Rehabilitationssport an. Damit steht vielen der rund 510.000 Menschen, die jährlich an Krebs erkranken, ein qualitativ hochwertiges Angebot in der wohnortnahen Krebsnachsorge zur Verfügung, das künftig ausgeweitet und stetig optimiert werden soll.
Gemeinsame Initiative
Um dies zu realisieren, ist der DBS als einer der weltweit größten Sportverbände für Menschen mit (drohender) Behinderung oder chronischer Erkrankung starker Partner der Bewegungsoffensive „Bewegung gegen Krebs“. Diese Initiative wurde durch die Deutsche Krebshilfe (DKH), den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) ins Leben gerufen, um auf die wichtige Bedeutung von Sport und Bewegung in der Krebsprävention, Therapie und Nachsorge aufmerksam zu machen. Der Deutsche Behindertensportverband hat hier das Teilprojekt „Qualifizierungsmöglichkeiten im Rehabilitationssport in der Onkologie“ übernommen mit dem Ziel, einheitliche und qualitativ hochwertige Lehr- und Lernmaterialien für die Qualifizierungsmaßnahmen von Übungsleiter*innen im Rehabilitationssport in der Onkologie zu erarbeiten. Einerseits, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden, und andererseits, um die neuen Erkenntnisse aus Bildung und Lehre sowie der Wissenschaft in die Qualifizierungsmaßnahmen einfließen zu lassen. Dadurch sollen auch neue Entwicklungen im onkologischen Rehabilitationssport berücksichtigt werden, zumal sich dieser in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat.
Offenes Angebot
Waren zunächst fast ausschließlich Frauen mit Brustkrebs in den entsprechenden Angeboten vertreten, finden nun zunehmend Menschen mit verschiedenen Krebserkrankungen (z. B. Leukämie, gastrointestinalen Tumoren, malignen Erkrankungen der Lunge oder Prostatakarzinom) den Weg in den Rehabilitationssport. Hoch qualifizierte Übungsleiter*innen nehmen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein. Denn nur mit ihrem Einsatz können bestehende Angebote ausgeweitet sowie neue Angebote geschaffen werden. Das Teilprojekt trägt damit dazu bei, der steigenden Anzahl an Krebserkrankungen mit einer langfristig optimierten und erweiterten Angebotsstruktur zu begegnen.
Informationen zu wohnortnahen Angeboten im ärztlich verordneten Rehabilitationssport sind bei den Landesverbänden des Deutschen Behindertensportverbandes erhältlich.