Trägerübergreifende Ausgabenstatistik der BAR

Ausgabensteigerung für Reha und Teilhabe

Im Jahr 2023 steigt das Wachstum der Gesamtausgaben im Bereich Reha und Teilhabe mit 8,7 % deutlich (Vorjahr: +3,8 %). Insgesamt belaufen sich diese Ausgaben auf 47,4 Mrd. Euro.

Gesamtausgaben nach Trägerbereichen

Im Jahr 2023 steigen die Ausgaben der Trägerbereiche sowie der Integrationsämter im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 % auf insgesamt 47,4 Mrd. Euro. Damit zieht der prozentuale Anstieg der Reha-Ausgaben gegenüber dem vorigen Berichtsjahr (2022: +3,8 %) stark an und liegt deutlich über der durchschnittlichen jährlichen Steigung der Reha-Ausgaben zwischen 2018 und 2022.

Die absoluten Ausgaben der Trägerbereiche für die Jahre 2019 bis 2023 sind in Abbildung 1 dargestellt. Das Spektrum an Leistungen zu Reha und Teilhabe ist dabei sehr vielfältig und die unterschiedlichen Trägerbereiche sind für unterschiedliche Leistungsarten und -formen zuständig. Die Vielfalt der Leistungsarten geht daher nicht immer mit gleichen und zwischen den Trägerbereichen vergleichbaren Kostenarten einher (siehe Tabelle 1). Die Verteilung auf die Trägerbereiche bleibt im Wesentlichen unverändert im Vergleich zu den Vorjahren.

 

Abbildung 2 stellt die prozentualen Anteile der Trägerbereiche an den Gesamtausgaben 2023 dar. Die Ausgaben der Eingliederungshilfe entsprechen mehr als der Hälfte der Gesamtausgaben. Für 2023 beträgt der Anteil 55,3 %. Er liegt damit 0,1 Prozentpunkte höher als im Vorjahr (2022: 55,2 %) und wächst damit seit Jahren stetig an. Ebenso leicht erhöht haben sich die prozentualen Anteile der Rentenversicherung auf 16,1 % (2022: 16,0 %), der gesetzlichen Krankenkassen auf 8,6 % (2022: 12,1 %). Die Unfallversicherung verliert mit 12,0 Prozent 0,1 Prozentpunkte (2022: 12,1 %). Der Anteil der Bundesagentur für Arbeit sinkt um 0,3 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent (2022: 5,9 %).

Bei den auf die Ausgaben bezogenen vergleichsweise kleineren Trägerbereichen entsprechen die relativen Anteile an den Gesamtausgaben denen des Vorjahres. Demnach betragen die Anteile der Integrationsämter weiterhin 1,3 %. Während auf die Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften nach wie vor 1,0 % aller Ausgaben entfallen, hat die Alterssicherung der Landwirte mit 0,02 % aller Ausgaben erneut den geringsten Anteil.

Reha-Ausgaben im Kontext

Die Entwicklung der Reha-Ausgaben wird im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und dem Sozialbudget betrachtet (siehe Abbildung 2). Während das BIP im Jahr 2023 um 6,3 Prozent zunahm (2022: +7,4 %), stieg das Sozialbudget um 5,2 Prozent (2022: +2,2 %). Die Reha-Ausgaben verzeichneten mit einem Anstieg um 8,7 Prozent das deutlichste Wachstum und übertrafen damit das Vorjahresniveau (2022: +3,8 %). Die längsschnittliche Betrachtung der Daten zeigt, dass nach zuvor jahrelanger, nahezu paralleler Steigerung das Sozialbudget und insbesondere die Reha-Ausgaben zwischen 2018 und 2019 schneller als das BIP wuchsen. Im ersten Jahr der Pandemie (2020) schrumpfte wiederum das BIP, während die Reha-Ausgaben und insbesondere das Sozialbudget anstiegen. Seitdem nähern sich die Veränderungsraten auf einem ähnlichen Gesamtniveau an. Die Steigerungsrate der Reha-Ausgaben erreicht damit 2023 erstmalig wieder das Niveau des Sozialbudgets und unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Rehabilitation und Teilhabe in der sozialen Sicherung.

Ausgaben der einzelnen Trägerbereiche

Die absoluten Ausgaben der einzelnen Trägerbereiche können der Tabelle 1 entnommen werden. Durch die ausgewiesenen Aufwandsarten können im Folgenden trägerspezifische Besonderheiten und Trends analysiert werden.

Gesetzliche Krankenversicherung

Bei den Krankenkassen steigen die Reha-Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent auf insgesamt 4,1 Mrd. Euro. Damit setzt sich hier nach dem pandemiebedingten Ausreißer 2020 das kontinuierliche Wachstum der Ausgaben seit 2006 fort. 2,1 Mrd. Euro entfallen auf die stationäre Anschlussrehabilitation (+4,0 %), die weiterhin den größten Einzelposten für diesen Träger darstellt. Gegenüber dem Vorjahr steigen die Ausgaben für die stationäre Rehabilitation um 19,6 Prozent auf 668 Mio. Euro (2022: 558 Mio. Euro), ebenso wie für die ambulante Rehabilitation um 12,3 Prozent auf 167 Mio. Euro. Das größte relative Wachstum in Höhe von 66,5 Prozent auf 126 Mio. Euro verzeichnen die Ausgaben für Persönliches Budget. Um 25,1 Prozent steigen die Ausgaben für Rehasport / Funktionstraining (2023: 264 Mio. Euro). Im Vergleich dazu von Ausgabensenkungen betroffen sind die Ergänzende Leistungen zur Reha (DMP), die sich um 5,5 Prozent auf 11 Mio. Euro reduzieren. Weiterhin sinken beispielsweise auch die Ausgaben für die Rehabilitation für Mütter und Väter (-7,2 % auf 5 Mio. Euro). Bei dieser Ausgabenart können auch Vorsorgeleistungen enthalten sein.

Gesetzliche Rentenversicherung

Die Träger der Rentenversicherung geben 2023 insgesamt rund 7,6 Mrd. Euro für Leistungen zur Reha und Teilhabe aus, was einem Anstieg von 9,7 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Die Ausgaben der Rentenversicherung für medizinische Rehabilitation belaufen sich auf 5,3 Mrd. Euro und deren Wachstum knüpft damit an den kontinuierlichen Anstieg seit 2013 an (+11,6 %). Die Rentenversicherung weist damit weiterhin unter allen Trägerbereichen in absoluten Zahlen die höchsten Aufwendungen für Leistungen zur medizinischen Rehabilitation auf. Der für die letzten beiden Jahre verzeichnete Ausgabenanstieg für den Bereich Prävention, Kinderrehabilitation, Nachsorge und Sonstige Leistungen setzt sich im Jahr 2023 deutlich fort (+22,3 % auf 743 Mio. Euro). Den prozentual höchsten Anstieg um 24,4 Prozent verzeichnen die Ausgaben für das Persönliche Budget auf 0,62 Mio. Euro. Für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) werden rund 1,2 Mrd. Euro verausgabt. Hier liegt ein Rückgang um 2,6 Prozent im Vergleich zu 2022 vor.

Alterssicherung der Landwirte

Die Alterssicherung der Landwirte weist ihre Ausgaben separat von der Deutschen Rentenversicherung aus. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Ausgaben um 12,3 % auf 11 Mio. Euro (2022: 10 Mio. Euro). Der aufsteigende Trend der beiden Vorjahre wird damit fortgesetzt.

Gesetzliche Unfallversicherung

Die Ausgaben der Unfallversicherung im Vorjahresvergleich steigen um 7,4 Prozent auf 5,7 Mrd. Euro an. Das Wachstum der Ausgaben betrifft alle Kostenarten: Ausgaben für ambulante Heilbehandlung und Zahnersatz steigen um 8,5 Prozent auf rund 2,0 Mrd. Euro, die Ausgaben für die stationäre Behandlung und häusliche Krankenpflege erhöhen sich um 7,7 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Zuwächse sind auch bei den sonstigen Heilbehandlungskosten (+8,3 % auf 1,3 Mrd. Euro) sowie den Ausgaben für das Verletztengeld und die besondere Unterstützung (+6,0 % auf 981 Mio. Euro) zu verzeichnen. Bei den Angaben der Unfallversicherung ist zu beachten, dass diese nicht nur Ausgaben für Reha, sondern auch für medizinische Akutbehandlung umfassen. Die seit 2016 rückläufigen Ausgaben für LTA sinken um 6,9 Prozent auf 131 Mio. Euro. Im Vorjahr betrug der Rückgang 11,2 Prozent.

Landwirtschaftliche Unfallversicherung

Wie auch bei der Alterssicherung der Landwirte werden die Ausgaben der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften getrennt von den übrigen Trägern der Unfallversicherung ausgewiesen. Die Reha-Ausgaben steigen 2023 um 12,3 % auf 466 Mio. Euro an.

Bundesagentur für Arbeit

Die Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit betragen 2023 insgesamt 2,7 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anstieg um 3,4 Prozent im Vergleich zu 2022. Pflichtleistungen der LTA machen mit 2,6 Mrd. Euro den größten Anteil in diesem Trägerbereich aus. Diese steigen um 3,6 Prozent. Ermessensleistungen der LTA haben 2023 einen Umfang von 101 Mio. Euro (-0,2 %). Leistungen in Form des Persönlichen Budgets machen mit 15 Mio. Euro einen geringen Anteil (0,6 %) aller Ausgaben aus und sind im Berichtsjahr um 1,1 Prozent gestiegen.

Integrationsämter

Im Jahr 2023 betragen die Ausgaben der Integrationsämter insgesamt 628 Mio. Euro. Dies entspricht einem Wachstum von 9,2 Prozent. Den größten Anteil an den Ausgaben in Höhe von 513 Mio. Euro machen nach wie vor mit 81,7 Prozent begleitende Hilfen im Arbeitsleben aus.

Eingliederungshilfe

Gemessen an den Ausgaben für Reha- und Teilhabeleistungen bleibt die Eingliederungshilfe der mit Abstand größte Trägerbereich. Im Jahr 2023 belaufen sich die Ausgaben auf 26,2 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 9,0 Prozent zum Vorjahr entspricht.

Für Leistungen zur medizinischen Rehabilitation werden 2023 insgesamt 131 Mio. Euro verausgabt. Dies entspricht einem Anteil von 0,5 Prozent an den Gesamtausgaben der Eingliederungshilfe und einem Anstieg von 23,2 Prozent zum Vorjahr. Für LTA betragen die Ausgaben 5,7 Mrd. Euro, was ein Wachstum von 9,3 Prozent bedeutet. Von den Ausgaben für LTA entfallen 98,6 Prozent auf Leistungen zur Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen. Die Ausgaben für Leistungen zur Teilhabe an Bildung steigen um 12,2 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro an. Die Leistungen zur sozialen Teilhabe steigen um 7,8 Prozent und machen mit 17,3 Mrd. Euro den größten Posten in der Eingliederungshilfe aus. Davon entfallen wiederum 13,1 Mrd. Euro auf Assistenzleistungen, die mit 920 Mio. Euro in absoluten Werten am stärksten gewachsen sind.

Gesamtausgaben für Reha und Teilhabe

Die Tabelle 1 stellt die trägerübergreifende Statistik zu den Ausgaben für Reha und Teilhabe dar.

Entwicklung der Reha-Ausgaben in den letzten 10 Jahren

Die jährliche Ausgabenstatistik der BAR ermöglicht Zeitreihenanalysen für die verschiedenen Trägerbereiche. So können langfristige Entwicklungen untersucht und dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Trägerbereichen aufgedeckt werden. Abbildung 4 zeigt die Veränderung der Ausgaben für Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe seit 2014 in den einzelnen Trägerbereichen. Da die Ausgaben einiger Trägerbereiche um ein Vielfaches höher sind als die anderer, werden die jeweiligen prozentualen Änderungsraten zu den Reha-Ausgaben im Jahr 2014 abgebildet.

 

Abbildung 4 offenbart deutliche Unterschiede in der Entwicklung der Ausgaben für Reha und Teilhabe. Insgesamt steigen die Reha-Ausgaben von 32,6 Mrd. Euro im Jahr 2014 auf 47,4 Mrd. Euro in 2023. Dies entspricht einer Steigerung um 8,7 %. In der Grafik ist außerdem zu erkennen, dass der Anstieg im Vorjahr auch im Berichtsjahr 2023 fortbesteht.

Die Grafik verdeutlicht zudem, dass sich der Trend insgesamt steigender Ausgaben für Rehabilitation und Teilhabe in einigen Trägerbereichen fortsetzt, während andere Trägerbereiche unterschiedlich starke Rückgänge aufweisen. Auffällig sind im Hinblick auf die prozentuale Veränderung gegenüber 2014 zunächst die deutlichen, kontinuierlichen Zuwächse der Eingliederungshilfe. Differenzierter betrachtet lässt sich beobachten, dass die Ausgaben der Krankenversicherung nach einem pandemiebedingten Rückgang 2020 durch fortwährende Zuwächse das vorherige Niveau der prozentualen Veränderungsraten mittlerweile übersteigen. Ebenfalls wachsen die bis dato seit diesem Zeitpunkt stagnierenden prozentualen Veränderungsraten im Bereich der Bundesagentur für Arbeit. Während die prozentuale Veränderungsrate im Vergleich zu 2013 bei der Rentenversicherung 2022 erstmals rückläufig war, steigt sie 2023 auf ein neues Hoch. Die prozentuale Veränderungsrate der Unfallversicherung, die steigt nunmehr im dritten Jahr in Folge wieder an.

Die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Trägerbereichen sind grundsätzlich durch Veränderungen in der Versichertenstruktur, Auswirkungen gesetzlicher Änderungen auf die Reha-Strukturen und -prozesse bei den Reha-Trägern sowie demografische Entwicklungen erklärbar, die sich unterschiedlich auf die Ausgabenentwicklung in den einzelnen Trägerbereichen auswirken können.

Datenquellen

BA (2024): Finanzentwicklung im Beitragshaushalt SGB III (Dezember 2023).

BIH (2025): BIH-Jahresbericht 2023 | 2024. (im Druck)

BMAS (2024): Sozialbudget 2023.

BMG (2024): Gesetzliche Krankenversicherung. Endgültige Rechnungsergebnisse 2023.

Destatis (2024a): Bruttoausgaben der Eingliederungshilfe: Deutschland, Jahre, Leistungsarten.

Destatis (2024b): VGR des Bundes - Bruttowertschöpfung, Bruttoinlandsprodukt (nominal/preisbereinigt): Deutschland, Jahre.

DGUV (2025): Geschäfts- und Rechnungsergebnisse der gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand 2023.

DRV (2024): Endgültige jährliche Rechnungsergebnisse. (Tabelle 141 DRV zur Erstellung der Ausgabenstatistik der BAR zur Verfügung gestellt)

SVLFG (2024a): Geschäfts- und Rechnungsergebnisse der Alterssicherung der Landwirte.

SVLFG (2024b): Rechnungsergebnisse der landwirtschaftlichen Unfallversicherung.

Ausführlichere Quellenangaben mit Verlinkungen sind verfügbar unter: https://www.bar-frankfurt.de/themen/zahlen-daten-fakten.html