Diskussionsforum „Optimierungspotentiale bei der Bedarfsermittlung von LTA“ am 5. März 2013 in Mainz
Alfons Polczyk vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales brachte es in seinem Eröffnungsvortrag auf den Punkt und skizzierte zugleich die Marschrichtung: Der andauernde Fachkräftemangel erfordere eine stärkere Integration der Menschen mit Behinderung in den 1. Arbeitsmarkt und damit eine Bedarfsermittlung, die die Stärken der Menschen in den Vordergrund stellt.
Seit März 2012 führt die BAR gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke und der Hochschule Magdeburg-Stendal eine Machbarkeitsstudie zur „Prüfung von aktuellem Stand und Potential der Bedarfsermittlung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) unter Berücksichtigung der ICF“ durch.
Im Rahmen des 22. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquiums in Mainz diskutierten Vertreter/innen von Leistungsträgern und -erbringern, Wissenschaftler/-innen sowie Vertreter/-innen von Unternehmen und Verbänden erste Ergebnisse der Studie.
Wie entscheidend eine gezielte Bedarfsermittlung für eine erfolgreiche berufliche Rehabilitation ist, betonte Dr. Helga Seel (BAR) in ihrem Impulsvortrag. Diese sei grundlegend für eine passgenaue berufliche Integration – sowohl für den Menschen mit Behinderung als auch für den Arbeitgeber. Die Bedarfsermittlung schafft so die Grundlage einer erfolgreichen Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderung.
In diesem Zusammenhang skizzierte Prof. Matthias Morfeld (Hochschule Magdeburg-Stendal) eine Vielzahl der zur Bedarfsermittlung eingesetzten Verfahren und Instrumente. Laut einer im Rahmen der Studie durchgeführten Fragebogenerhebung bei Leistungsträgern und -erbringern seien rund 160 unterschiedliche Verfahren und Instrumente genannt worden.
Letztlich ging es in der anschließenden Diskussion um die Frage, wie viel Standardisierung kann und muss sein und wie viel Auswahl und Flexibilität bei der Nutzung von Instrumenten zur Bedarfsermittlung möglich und sinnvoll ist. Dazu müsse auch eine Schärfung des Begriffes „Standard“ erfolgen, da unter diesem Begriff häufig unterschiedliches verstanden werde. Darüber hinaus zeigte auch die Diskussion deutlich, wo Optimierungsmöglichkeiten gesehen werden und deren Umsetzung erforderlich scheinen, so etwa in der Kommunikation zwischen Leistungsträgern und -erbringern sowie den Leistungsbereichen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation. Hierzu könne auch die trägerübergreifende Teilhabeplanung beitragen, deren Bedeutung in der Praxis weiter zu steigern sei.