Der Verein Leben mit Handicaps und die BAR
27 Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten haben im August 2013 den Verein
„Netzwerk Leichte Sprache“ gegründet. Sie vertreten große und kleine Organisationen aus Deutschland und Österreich, die sich mit der Entwicklung und Anwendung der Leichten Sprache befassen. Bereits seit 7 Jahren arbeiten sie als Netzwerk Leichte Sprache zusammen. In dieser Zeit hat das Netzwerk die Regeln für Leichte Sprache entwickelt. Der Verein arbeitet inklusiv. Das heißt: Menschen mit und ohne Lern-Schwierigkeiten arbeiten gleichberechtigt zusammen. In Deutschland gibt es immer mehr Büros für Leichte Sprache. Aber nicht alle halten sich an die Regeln. Daher steht für das Netzwerk Leichte Sprache Qualität an oberster Stelle. Das gilt auch für den Leipziger Verein „Leben mit Handicaps e.V,“, der als Mitglied des Netzwerks Leichte Sprache gemeinsam mit der BAR derzeit eine Übersetzung des Wegweisers Rehabilitation und Teilhabe für Menschen mit Behinderung entwickelt.
Der Verein Leben mit Handicaps e.V. arbeitet im Sinne der UN-BRK über die Rechte
von Menschen mit Behinderungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen mit
den Projekten des Vereins dazu beitragen, Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in der selbstbestimmten Lebensgestaltung zu unterstützen und ihre gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu fördern. Dabei gliedern sich die Aktivitäten in die
■ Beratung und Unterstützung behinderter und chronisch kranker Eltern bzw. behinderter Menschen mit Kinderwunsch
■ Aus-, Fort- und Weiterbildung zum Thema Leben mit Behinderungen
■ Barrierefreie Information und Öffentlichkeitsarbeit
Der Verein hat bisher verschiedene Informationsmaterialien in Leichter Sprache erarbeitet, beispielsweise zu gesundheitsrelevanten Themen (Krebserkrankungen, Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt, Vorsorgeuntersuchungen) oder zu lebensweltlichen Bereichen (Alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen aus WfbM, Umzug in eine neue Wohnung, Wahlen).
Leichte Sprache ist eine spezielle Ausdrucksform für erwachsene Menschen, vorrangig für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die Praxis zeigt aber, dass auch
Menschen mit Hör- und Sehschädigungen oder Menschen im höheren Lebensalter
oder auch Migrantinnen und Migranten von Leichter Sprache profi tieren können.
Ursprünglich von „Inclusion Europe“ entwickelt und im Netzwerk Leichte Sprache
für den deutschsprachigen Raum weiterentwickelt, bildet die Leichte Sprache eine
Möglichkeit für die genannten Zielgruppen, ihr Recht auf Kommunikation, Information
und freie Meinungsäußerung gemäß Artikel 2 der UN-Behindertenrechtskonvention
wahrzunehmen. Leichte Sprache besitzt verbindliche Regeln für Wort, Satz, Layout
und Bildgestaltung. Eine Grundbedingung für Leichte Sprache ist das Prüfen der Texte
durch Menschen mit Lernschwierigkeiten, die gleichberechtigte Partner in den Übersetzergruppen sind.
Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts übersetzt der Verein zurzeit den Wegweiser
Rehabilitation und Teilhabe der BAR in Leichte Sprache. Um eine Übersetzung im
Sinne des Auftraggebers gut zu realisieren, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und dem Auftraggeber notwendig. Übersetzungen in Leichte Sprache sind keine 1:1-Übersetzungen. Sie müssen teilweise anders strukturiert werden. Textteile werden gekürzt oder Erklärungen eingefügt um die Verständlichkeit zu erhöhen. Regelmäßige Treff en und engmaschige Absprachen mit allen Beteiligten sind deshalb erforderlich.
Aktuell wird der Text des ersten Heftes des Wegweisers der BAR durch zwei Prüferinnen gelesen und auf Lesbarkeit und Verständlichkeit geprüft. Gemeinsam mit
den Prüfern wird der Text erneut überarbeitet. Danach erfolgt die Übergabe an den
Auftraggeber. Das zeigt, dass für die Übersetzungen in Leichte Sprache längere Bearbeitungszeiten anfallen können. Der Wegweiser wird auch in einer anderen Form
erscheinen als die Textvorlage. Es sind fünf Einzelhefte im Ringbuchformat geplant, die miteinander verbunden sind, jedoch auch einzeln gelesen werden können. Die einzelnen Hefte sind in die Lebensbereiche Rechte für Menschen mit Behinderungen, Arbeit, Gesundheit und Familie, Wohnen und Freizeit gegliedert. Darüber hinaus erscheint ein Heft mit Adressen von Ansprech- und Kooperationspartnern. Die Übersetzung soll voraussichtlich im Herbst abgeschlossen werden.