Barrierefreier Alltag und Mobilität

Reisen für Alle - Bahn fahren ohne Barrieren

Statistisch gesehen, bewegt sich jeder Bundesbürger tägliche etwa 90 Minuten mit einem öffentlichen Verkehrsmittel, mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß. Mobil sein heißt teilhaben und bedeutet sozialer Austausch.

Unterwegs, oder auch nicht - für die meisten Menschen gehört Mobilität zum Alltag. Ob die Fahrt ins Büro, zum Einkauf oder in den Urlaub, ob Wohnen, Arbeit, Freizeit: Eine barrierefreie Umweltgestaltung ist die Grundvoraussetzung für die Mobilität aller Menschen.
Der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben über die Förderung und Entwicklung einer barrierefreien Umwelt widmet sich seit mehr als 35 Jahren auch eine Arbeitsgruppe der BAR. Die Arbeitsgruppe "Barrierefreie Umweltgestaltung" fokussiert dabei auf 4 Bereiche: Verkehr, Bauen und Wohnen, Arbeit und Freizeit, Information und Kommunikation. Aktuell beschäftigt sich die AG Barrierefreie Umweltgestaltung u. a. mit einer Vorstudie zum Thema "Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung"sowie mit Planungsleitfäden zum barrierefreien Bauen. Zudem berichten Vertreter der Deutschen Bahn regelmäßig von Aktivitäten im Bereich der Barrierefreiheit im Bahnverkehr. Ein Thema, das übrigens schon in den ersten Sitzungen 1982 zu denSchwerpunkten zählte. Seither hat sich einiges in Sachen Barrierefreiheit getan, vieles muss aber immer noch angepackt werden. Am Beispiel der Bahn zeigen wir exemplarisch eine Entwicklung zu mehr Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit bei der Deutschen Bahn

von Ellen Engel-Kuhn,
Leiterin Kontaktstelle für Behindertenangelegenheiten, Deutsche Bahn

Für die Deutsche Bahn (DB) gewinnt die Herstellung von Barrierefreiheit seit Jahren zunehmend an Bedeutung. Menschen mit Behinderungen stellen eine wichtige Kundengruppe dar, die gerade auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung weiter wachsen wird. Ziel ist es, Reisenden mit Behinderungen eine selbstbestimmte Mobilität zu ermöglichen – sukzessive werden Bahnhöfe modernisiert sowie neue Züge und Busse angeschafft, die barrierefrei nutzbar sind. Die DB orientiert sich dabei am Konzept des „Design für Alle“. Schließlich ist Barrierefreiheit für rund 10 % der Bevölkerung zwingend erforderlich, für 30 % notwendig, allerdings für 100 % der Reisenden komfortabel.
Bereits 2002 wurde im Unternehmensbereich Personenverkehr der DB ein zentraler Bereich eingerichtet, um konzernübergreifend die Anliegen von Kunden, Behindertenverbänden und politischen Gremien zu koordinieren. Die Bemühungen der DB, Barrierefreiheit zu realisieren, werden seitdem maßgeblich begleitet vom Dialog mit Menschen mit Behinderungen. Die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppe können so bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen mit berücksichtigt werden. Darüber hinaus wirken die „Experten in eigener Sache“ in regelmäßig stattfindenden Gesprächen an der Fortschreibung der sogenannten „Programme der Deutschen Bahn zur Barrierefreiheit“ mit und  stehen in Fragen der schrittweisen Herstellung von Barrierefreiheit beratend zur Verfügung.

Uneingeschränkt unterwegs

Menschen mit Behinderungen scheuen oft längere Fahrten. Um ihnen das Reisen zu erleichtern, hat die DB die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) eingerichtet, die Fahrgäste mit Behinderungen bei ihrer Reiseplanung kompetent unterstützt – von der Fahrkartenbuchung über die Reservierung von Sitzplätzen bzw. Rollstuhlstellplätzen bis zur Hilfe beim Ein-, Um- und Aussteigen. Um einen bequemen und stressfreien Ein- und Ausstieg zu gewährleisten, wird empfohlen, dass Fahrgäste ihren Wunsch nach Hilfestellung bis 20 Uhr des Vortags der Reise bei der MSZ anmelden. Der kostenlose Service richtet sich an Reisende mit Behinderungen, aber auch an Familien mit kleinen Kindern oder ältere Menschen. Damit sind Reisen nicht nur in ICE- und IC-Zügen, sondern auch in Regionalzügen (IRE, RE, RB) und SBahnen besser zu planen und durchzuführen. Allein im Jahr 2017 wurden so rund 760.000 Hilfeleistungen organisiert.
Die wichtigsten Stationen sind mit Personal sowie mit mehr als 900 mobilen Hubgeräten, Rampen, Treppenliften oder Elektromobilen ausgerüstet. Von 16 festen Standorten aus, den so genannten Basisstationen, sorgen zusätzliche mobile Teams an weiteren 47 kleineren und mittleren Bahnhöfen dafür, dass Fahrgäste mit Behinderungen sicher und bequem ein- und aussteigen können. Spezielle Schulungen bereiten die Servicemitarbeiter der DB auf den Umgang mit der Zielgruppe vor. Darüber hinaus bietet die Bahn aktuell an 1.720 Stationen ohne Servicepersonal entsprechende Ein- und Ausstiegshilfen durch das Zugpersonal an. So wurden 2017 über 80 000 vorgemeldete Hilfeleistungen im Nahverkehr verzeichnet.

Der ICE 4 - Marktführer in barrierefreier Ausstattung

Bei der Neubeschaffung und Modernisierung von Zügen werden Weiterentwicklungen im Sinne der Barrierefreiheit umgesetzt. Jüngstes Beispiel ist der ICE der vierten Generation,der ICE 4, der seit Dezember 2017 auf 2 ICE-Linien im Regeleinsatz gestartet und wegweisend für eine barrierefreie Gestaltung ist. Viele neue Ausstattungsmerkmale sorgen für hohen Kundenkomfort und entspanntes Reisen. Der ICE 4 verfügt über4 Rollstuhlstellplätze mit Hubtisch und Serviceruf, ein taktiles Leitsystem (u.a. taktile Fußbodenleisten und taktile Piktogramme), Haltestangen in längeren Gangbereichen, über ein akustisches Türfindesignal sowie eine verbesserte Trittstufen- und Innentürenkennzeichnung. Auch sind alle Sitze mit Haltegriffen und taktilen Sitzplatznummern an den Mittelgangplätzen ausgestattet. Zusätzlich bietet der ICE Gepäckregale mit Stauraum auf Fußbodenniveau. Bis Ende 2020 will die Bahn einen Großteil ihrer Flotte weiter modernisieren, besonders auch im Hinblick auf Reisende mit Mobilitätseinschränkungen.

Alle DB-Programme zur Barrierefreiheit unter: www.bahn.de/programm-barrierefrei

Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ)

Telefon 0180 6 512 512*  (tgl. von 06:00 bis 22:00 Uhr)

Fax: 0180 5 159 357**

Email: msz@deutschebahn.com oder über

www.bahn.de/barrierefrei

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