Editorial Reha-Info 05/2022
Liebe Leserin und lieber Leser,
dass „Leistungen zur Sozialen Teilhabe“ im SGB IX als eigenständige Teilhabeleistungen geregelt sind, zeigt die Bedeutung von selbstbestimmter Lebensgestaltung und persönlicher Verwirklichung. Hierbei sind Unterstützungsleistungen die eine, gesellschaftliche Rahmenbedingungen die andere Seite.
Corona hat das soziale Miteinander nachhaltig verändert, auch Menschen mit Behinderungen spüren dies deutlich. Nach einer Studie der Goethe Universität Frankfurt entziehen sich viele Menschen weiterhin dem sozialen Miteinander. Derzeit untersuchen Wissenschaftler bestimmte post-pandemische Anpassungsmuster auch darauf hin, ob diese etwa schon ein Krankheitsbild darstellen oder doch eher Ausdruck eines normalen Bemühens im Umgang mit den Anforderungen der aktuellen Lebenswelt sind.
Wie auch immer, die sozialen Folgen der Pandemie sind noch weitgehend unbestimmt und damit auch die Auswirkungen auf Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Soziale Teilhabe, das Schwerpunktthema dieser Ausgabe, lebt vom Miteinander und ist die Grundlage von Partizipation und Emanzipation. Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an Aktivitäten des Sports, der Freizeit oder der Kultur zu ermöglichen, braucht geeignete Strukturen der Unterstützung, Assistenz oder auch Beratung. Wenn das alltägliche Leben von Menschen mit Behinderungen beispielsweise durch fehlende Hilfen oder durch Barrieren in der Umwelt eingeschränkt ist, kann das die soziale Teilhabe deutlich beeinträchtigen. Das zeigt auch die neueste Repräsentativbefragung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung des BMAS.
Soziale Teilhabe ist vielschichtig, nicht statisch, sondern ein verzahnter und hochgradig dynamischer Prozess, der in unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen immer wieder in veränderten Schwerpunkten zum Tragen kommt. Hier spielen die Wechselwirkungen verschiedener Merkmale sozialer Einbindung eine große Rolle, wie beispielsweise Behinderung, Alter, Wohnform oder das soziale Umfeld. Wichtig ist und bleibt dabei, dass Soziale Teilhabe die gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglicht.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Ihre Helga Seel