Vorstand, Haushaltsausschuss und Mitgliederversammlung der BAR in Kassel
Zu Gast bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Kassel war die BAR im Dezember 2014 mit Vorstand, Haushaltsausschuss und Mitgliederversammlung.
Für den Gastgeber würdigten die Vorsitzenden Leo Blum und Arnd Spahn die BAR als zuverlässigen strategischen Partner und begrüßten die über 60 Anwesenden, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren.
Unter dem Vorsitz von Dr. Volker Hansen beriet der Vorstand über aktuelle sozial und behindertenpolitische Themen. Ganz oben auf der Agenda stand das laufende Beteiligungsverfahren des BMAS zum Bundesteilhabegesetz. Hier wurde deutlich, dass die BAR gut daran tat, das Reformvorhaben zur Eingliederungshilfe von Beginn an als Aufgabe aller Sozialleistungsträger zu verstehen. Denn während isolierte Sonderregelungen immer Gefahr laufen, zusätzliche Schnittstellen zu produzieren, wächst die Einsicht, dass die beabsichtigten Effekte dieser Reform von der Weiterentwicklung trägerübergreifender Regelungsmechanismen des SGB IX profitieren und sogar davon abhängen. Bei der Umsetzung von gesetzlichen Aufgaben in einem gegliederten System geht es immer um Koordination, Kooperation und Zusammenarbeit und dafür braucht es funktionierende Strukturen und Verfahren. Deren Umsetzung wird dann von den Haltungen der handelnden Akteure bestimmt.
Diese so einfache wie überzeugende Wahrheit prägt das Handeln im Vorstand und in der BAR und wird sich auch in und nach dem für 2015 und 2016 angekündigten Gesetzgebungsverfahren zeigen. Auch das übergeordnete Thema Demografiestrategie der Bundesregierung verdeutlichte gerade unter den Stichworten Trägerübergreifendes Fallmanagement und Unternehmensservice die notwendige Einordnung von Rehabilitation und Teilhabe in den betrieblichen Kontext und die dazu laufenden Aktivitäten der BAR.
Das gesellschaftlich zunehmend relevante Thema der Multimorbidität wurde durch ein Positionspapier des Sachverständigenrates der Ärzteschaft in seinen Auswirkungen auf die medizinisch-rehabilitative Versorgung diskutiert. Hier werden Träger und Anbieter von Leistungen vor neue Herausforderungen gestellt, um diesen Personenkreis auch in Zukunft mit passenden Angeboten Unterstützung anbieten zu können.
Wie sich diese Themen in der praktischen Arbeit der BAR wiederfi nden, machten die Beratungen zu den Projekten deutlich. Neben zahlreichen noch laufenden Projekten konnte der Vorstand Ergebnisse aus insgesamt sechs Projekten beraten, die sich mit so unterschiedlichen Themen wie Betriebliches
Eingliederungsmanagement, Stufenweiser Wiedereingliederung, Umsetzung der UN-BRK, einem Wegweiser in leichter Sprache sowie Praxisleitfäden zur ICF und einem Projekt zum Qualitätsmanagement und der Zertifi zierung stationärer medizinischer Einrichtungen befassten. Die Ergebnisse werden sukzessive veröffentlicht.
Daneben steht die neu gestaltete Homepage der BAR exemplarisch für die neuen Wege, die die BAR einschlägt, um zielgruppenspezifisch aufbereitetes Wissen zur Verfügung zu stellen und sich damit stärker an den Lebenswelten und den jeweiligen Zugängen von Akteuren zu Themen der Rehabilitation und Teilhabe zu orientieren.
Weitere erfreuliche Entwicklungen und Entscheidungen: ein auf drei Jahre angelegtes und mit Mitteln des Ausgleichsfonds gefördertes Projekt „Basiskonzept für die Bedarfsermittlung in der berufl ichen Rehabilitation“ wurde auf den Weg gebracht. Auch ein neu konzipierter „Wegweiser für Ärzte/Ärztinnen und andere Fachkräfte in der Rehabilitation“ wurde einschließlich der dafür notwendigen fi nanziellen Mittel von Vorstand und Haushaltsausschuss genehmigt.
Im Ergebnis sind das zwei besondere Chancen für die BAR mit ihrer Expertise einen Mehrwert für die Zusammenarbeit im gegliederten Sozialsystem sowohl für die Träger und Erbringer von Leistungen als auch für Menschen mit Behinderung zu schaffen.
Die Mitgliederversammlung
Das Schwerpunktthema der Mitgliederversammlung „Kommunikation, Vernetzung und Zusammenarbeit im gegliederten Sozialsystem“ unter der Moderation des Vorsitzenden Eckehard Linnemann wurde durch mehrere Impulsreferate eingeleitet. Professor Dr. Hugo Mennemann von der Fachhochschule Münster schuf eine theoretisch-wissenschaftliche Fundierung des Themas, die Entwicklungen in der Praxis berücksichtigt und fördert.
Netzwerke entwickeln sich nicht von alleine. Sie sind abhängig von der Organisationskultur und als eine Struktur zu begreifen, die die Organisation verändert. Dies ist aber nur mit einem Haltungs-, Erkenntnis- und Handlungswechsel möglich. Gelingendes Netzwerken setzt das Einnehmen der eigenen Rolle in einem integrierten Versorgungssystem voraus. Erst aus dieser Perspektive lassen sich gemeinsame Grundhaltungen definieren.
Jan Miede, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, stellte ein gelungenes Beispiel gelebter, regionaler Zusammenarbeit über (Träger-)grenzen hinweg vor. Sein „Strategisches Konzept für ein berufliches (Re-)Integrationsmanagement der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover“), stieß bei den Anwesenden auf große Resonanz.
Dabei wurde deutlich, dass zukünftige Strategien im Hinblick auf die Erhaltung und Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit viele Faktoren berücksichtigen müssen, um der abnehmenden und alternden Erwerbsbevölkerung und dem Wandel in der Arbeitswelt entgegenzutreten. Angestrebt wird ein koordiniertes, sektorübergreifendes Handeln, das sich an den Parametern „Vermeidung unkoordinierter Maßnahmen der Sozialpartner“, „Integration der gemeinsamen Ressourcen“ und der „Verzahnung sich ergänzender Expertisen“ orientieren soll. Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung lenkte die Aufmerksamkeit auf den Grund des Handelns aller Akteure: die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Sie verband die daraus resultierenden Handlungsnotwendigkeiten der BAR und ihrer Mitglieder mit ihren berufl ichen Erfahrung aus der Personal-und Unternehmensberatung zur Aufstellung und strategischen Ausrichtung von Organisationen.
Dr. Helga Seel, Geschäftsführerin der BAR, stellte die BAR als Plattform für Vernetzung und trägerübergreifende Zusammenarbeit vor. Vernetzung, Kooperation und Koordination sind für sie dabei kein Selbstzweck, sondern grundlegende Anforderung an die Akteure im gegliederten System. Wesentlich für den Erfolg sei es, im Einzelfall zu erkennen, wo und wieviel an Zusammenarbeit es braucht und in Bezug auf die Weiterentwicklung von Reha und Teilhabe die Verknüpfungen im System zu beachten und diese gemeinsam anzugehen.
Gremien sind immer auch von Persönlichkeiten bestimmt, die sich dort engagieren und den Vorsitz führen. Der Abschied von Ingo Nürnberger aus dem Amt des Vorstandsvorsitzenden der BAR war daher Anlass für die Verleihung der Ehrenurkunde der BAR für dessen besondere Verdienste. Als langjähriger Gestalter und zuverlässiger Begleiter der Entwicklung, die die BAR in den letzten Jahren nehmen konnte, begleiten ihn die guten Wünsche auf seinem weiteren Weg, der sich ihm durch den beruflichen Wechsel vom Abteilungsleiter Sozialpolitik beim DGB Bundesvorstand zum Beigeordneten für Jugend und Soziales der Stadt Bielefeld zum 1. Februar 2015 eröffnet hat.
Eine neue Besetzung im Vorsitz der Mitgliederversammlung erfolgte durch den Weggang von Helmut Fitzke, der ebenfalls mit einer Ehrenkunde für seine Unterstützung der trägerübergreifenden Zusammenarbeit ausgezeichnet wurde.
Als Vertreterin für die Seite der Arbeitgeber folgt ihm seit dem 1. Januar 2015 Valerie Holsboer nach. Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie verfügt über Erfahrung in Gremien der Sozialversicherung und war bereits für die Bundesagentur für Arbeit in der BAR aktiv, bevor sie jetzt zusätzlich und zusammen mit Eckehard Linnemann den Vorsitz in der Mitgliederversammlung übernahm.