Intensiv ambulant betreutes Wohnen – So selbständig leben wie möglich
Innovative Wohnform für Menschen mit einer geistigen Behinderung
Im Februar 2014 eröffnete die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen als erster von drei Trägern im Einzugsbereich des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine intensiv ambulant betreute Wohngemeinschaft. In einer geräumigen Doppelhaushälfte wohnen seitdem fünf junge Erwachsene inmitten eines ruhigen Wohngebiets in Hagen.
Erst vor wenigen Jahren wurde diese Form des betreuten Wohnens etabliert. Die Wohnform zeichnet sich dadurch aus, dass eine Brücke zwischen dem klassischen Betreuten Wohnen und dem stationären Rahmen geschlagen wird. Der Schwerpunkt liegt darauf, Menschen soweit zu unterstützen, dass sie ihren Alltag weitestgehend selbstbestimmt ausüben können. Die Lebensführung erfolgt nach dem pädagogischen Prinzip „So wenig Hilfe wie möglich, aber so viel Unterstützung wie nötig“. Auch Menschen mit einem höheren Hilfebedarf wird durch das Konzept die Möglichkeit geboten, möglichst selbständig in einer Wohngemeinschaft zu leben.
Die Idee baut auf dem Konzept des ambulant betreuten Wohnens der Eingliederungshilfe auf. Ziel des betreuten Wohnens ist es, das Menschen mit einer geistigen Behinderung und geringem Hilfebedarf ihr Leben in einer Wohnung oder Wohngemeinschaft möglichst selbstständig nach ihren Möglichkeiten gestalten. Der zuständige Träger der Eingliederungshilfe bewilligt dazu die nötige Unterstützung durch Fachkräfte, um den Hilfebedarf des Bewohners im betreuten Wohnen vollständig zu decken.
Wie war die Ausgangslage?
In der Vergangenheit stellte sich bei dem Konzept des Betreuten Wohnens mehr und mehr heraus, dass es Menschen mit einer geistigen Behinderung gibt, für die sowohl das Betreute Wohnen, als auch eine stationäre Unterbringung nicht in Frage kommen. Zum einen nahm der Wunsch nach einer individuellen Lebensführung bei diesen Antragstellern oft eine hohe Priorität ein. Diesem Wunsch kann im stationären Rahmen allerdings nur sehr begrenzt entsprochen werden. Zum anderen ist bei diesen Personen ein hoher Bedarf an Unterstützung notwendig, der mit den herkömmlichen Angeboten des Betreuten Wohnens nicht abgedeckt werden kann. Mit dem Angebot des Intensiv ambulant betreuten Wohnens bietet sich nun die Möglichkeit, mit hoher Unterstützung nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu leben.
Was ist neu am Angebot?
Das neue Angebot unterscheidet sich vom Betreuten Wohnen insbesondere darin, dass aufbauend auf den individuellen Hilfebedarf rund um die Uhr Mitarbeiter den Bewohnern vor Ort zur Verfügung stehen. Ausgenommen hiervon sind lediglich Zeiten von Werkstatt- oder Schulbesuchen, in denen die Bewohner selbst nicht zu Hause sind. Eine Nachtbereitschaft direkt vor Ort ist Teil des Konzepts. An die Nachtschicht schließt sich ein Frühdienst an, der die Bewohner bis zum morgendlichen Verlassen des Hauses begleitet und unterstützt. Für den Urlaubs- und Krankheitsfall von Bewohnern werden die Dienste entsprechend zusätzlich abgedeckt. Das Betreuungsteam besteht aus einer leitenden Fachkraft und weiteren qualifizierten Mitarbeitern, die im Rahmen von 10 bis 25 Wochenstunden tätig sind. Hierzu zählen Fachkräfte aus den Bereichen Sozialpädagogik, soziale Arbeit, Erziehung oder Heilpädagogik. Das Team wird mit Auszubildenden, Praktikanten und anderen Kräften vervollständigt.
Wie ist die Situation in NRW?
Beim intensiv ambulant betreuten Wohnen handelt es sich um eine ambulante Betreuung in Form einer Wohngemeinschaft. Sachlich zuständig ist in Nordrhein Westfalen der überörtliche Sozialhilfeträger – hier die LWL Behindertenhilfe Westfalen – die diese Art des Wohnens getreu ihrem Grundsatz „ambulant vor stationär“ seit langem forciert. In NRW sind die Städte und Gemeinden für die Hilfe zum Lebensunterhalt zuständig. Weitere Leistungen aus der Kranken- und Pflegeversicherung, wie zusätzliche Betreuungs- und Pflegesachleistungen werden bei Bedarf zur weiteren Unterstützung integriert und wenn möglich koordiniert.
Mittlerweile steht fest: Das Intensiv ambulant betreute Wohnen bietet insbesondere für Menschen mit einer geistigen Behinderung eine hohe Lebensqualität und ein Mehr an Selbstbestimmung, wie es für die Bewohner in anderen Wohnformen nur bedingt möglich gewesen wäre. So eröffnete die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen eine weitere Wohngemeinschaft in Form des Intensiv ambulant betreuten Wohnens. Das neu hergerichtete Wohnhaus bietet Platz für acht Bewohner, die hier gemäß ihren heutigen individuellen Hilfebedarfen intensiv ambulant betreut werden. Als Träger mietet die Lebenshilfe den Wohnraum an und vermietet ihn dann an die jeweiligen Bewohner weiter.
Weitere Informationen finden Sie hier: www.lebenshilfe-en-hagen.de.
Bei weiterem Interesse wenden Sie sich
bitte an Herrn Oliver Schmale:
o.schmale@lebenshilfe-en-hagen.de