Stetig im Wandel

Rehabilitation mit Schwerpunkt Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie

Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen unterliegt einem stetigen Wandel. In der Pandemie heiß begehrt, wurde sie seitdem immer weniger angefragt, weil Patientinnen und Patienten sich oft nicht zutrauen, die Rehabilitation allein durchzustehen. Aktuell reisen Kinder zunehmend in Begleitung der Eltern an, im Gepäck deren eigene Ziele und Wünsche.

Die WHO hat längst erkannt, dass die Rehabilitation ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung im Kindes- und Jugendalter ist, um Erwachsenen Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Gerade in den Bereichen Schule, Ausbildung, Familie, Freizeit, persönlicher Bereich und soziales Leben ist nicht nur die somatische Gesundheit in den Fokus zu stellen. Nach der Pandemie spielen psychosomatische sowie kinder- und jugendpsychiatrische Erkrankungen eine wesentliche Rolle und schränken eine gesunde Entwicklung der betroffenen Kinder ein. Deutschlandweit gibt es nur wenige Rehabilitationskliniken mit diesem Schwerpunkt unter der Leitung von Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Die Rehabilitationskonzepte berücksichtigen die Teilhabe in allen Lebensbereichen, orientieren sich an einer leitlinienkonformen Milieutherapie, die durch ein multiprofessionelles Team durchgeführt wird.

Die Konzepte berücksichtigen entwicklungsentsprechend den Übungsbedarf individuell und in der Gruppe. Jüngere Kinder sind z. B. von ADHS bei niedriger Frustrationstoleranz, Unaufmerksamkeit, motorischer Unruhe betroffen. Viele können eigene Gefühle und die der anderen nicht wahrnehmen, sind in Sprache und Interaktion nicht geübt. Sie sind, eingeschlossen im Lockdown, getrennt von Gleichaltrigen, ohne Übungsfeld in der Schule, allein gelassen worden. Depressionen, soziale Ängste und Essstörungen wurden zu spät erkannt.

Durch den Wandel in der Gesellschaft, die Sorgen der Eltern, zwischen Desinteresse und Rollenumkehr sowie übertriebene Ängstlichkeit und Kontrollbedürfnis, sind viele Kinder ungeübt im Umgang mit eigenen Sorgen, Ängsten, Bedürfnissen. Sie sind nur bedingt motiviert oder anstrengungsbereit. Es kommt zu Behandlungsabbrüchen, Überfürsorge der Eltern und altersunangemessener Flucht aus dem Rehabilitationsalltag.

Dabei bietet gerade Rehabilitation mit Schwerpunkt Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Möglichkeit, in Kleingruppen mit Hilfe von Fachkräften Situationen einzuüben, neue Strategien zu entwickeln. Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Stärken das Verhalten zu verändern. Das Wiedererlangen und die Erweiterung der Teilhabe stehen im Mittelpunkt.

Rehabilitationsalltag

Jugendliche, die alleine eine Rehabilitation antreten, sind häufig durch ihre psychische Erkrankung in der Interaktion eingeschränkt. In der Stationsgruppe gestalten sie ihren Tag mit den Anforderungen des sozialen Miteinanders. Sie erproben neue Strategien, wenden die in der Therapie besprochenen Skills an. In therapeutischen Gesprächen können sie ihre Ängste und Bedürfnisse thematisieren und Lösungen erarbeiten. In psychotherapeutischen Gruppen setzen sie sich mit Themen wie Kommunikation, Achtsamkeit, Umgang mit Medien, Stressbewältigung auseinander. Fortschritte werden an die Eltern im Rahmen der Besuche, Telefongespräche und beim Abschlussgespräch weitergegeben.

Jüngere Rehabilitanden in Begleitung nehmen an pädagogisch-verhaltenstherapeutischen Stationsgruppen teil. Sie werden von ihrer Bezugsperson zu Therapien begleitet. Der Rehabilitationsbedarf besteht in dieser Gruppe der Kinder nicht nur in der Therapie der Patientinnen und Patienten. „Keiner ist alleine krank“ bedeutet hier, Eltern und Geschwister bei der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit seelischen Erkrankungen aktiv zu beteiligen, um Ressourcen, Erziehung, Erkrankungen und Interaktion innerhalb der Familie als wichtigen Teil der Behandlung zu sehen.

Ausblick

Kinder- und Jugendrehabilitation steht nicht still. Sie muss sich dem Bedarf der Kinder und Jugendlichen entsprechend anpassen und verändern. Zunehmend werden Kinder mit schweren Einschränkungen zur Rehabilitation angemeldet. Sie alle haben das Recht am Leben teilzuhaben, wie alle gleichaltrigen Kinder auch, trotz der Handicaps, der gesellschaftlichen Forderungen, des Wandelns in den sozialen und schulischen Welten.