Editorial Reha-Info 06/2024

Liebe Leserin und lieber Leser,

Alle Wege führen nach Rom? Zumindest führen viele Wege zum Ziel, wenn sie auch oft uneben und mit Stolpersteinen gepflastert sind. Was ist das Ziel? Es geht um die Realisierung von festgeschriebenen Rechten, um die in der UN-BRK geforderten Maßnahmen, den Zugang zur physischen Umwelt, zur virtuellen Welt, sowie zu Einrichtungen und Diensten zu gewährleisten.

Klingt trocken, doch wie sieht der Alltag nach 15 Jahren UN-BRK aus? Die Probleme sind immer die Gleichen: bauliche, digitale, bürokratische, institutionelle und Informationsbarrieren. Das ist für Menschen mit Behinderung keine Theorie, sondern Alltag. Die Ziele sind zwar klar formuliert: inklusive Bildung, Barrierefreiheit und allgemeine Zugänglichkeit,ein inklusives Arbeitssystem, hochwertige Rehabilitation sowie Gesundheits- und Pflegestandards. Aber bei der Umsetzung gibt es noch deutlich Luft nach oben.

Fakt ist aber auch: Unsere Gesellschaft entwickelt sich stetig. Die Anzahl der chronischen Erkrankungen steigt, Krankheitsbilder verändern sich. Das wirft neue Fragen auf, erfordert Umsteuerung und Anpassung, auch in der Rehabilitation und Teilhabe. Das geht nicht von heute auf morgen. Und es geht nicht, ohne dass alle Beteiligten ihre Arbeitsergebnisse kritisch beobachten und bewerten.

Mit dem Teilhabeverfahrensbericht (THVB) können die Verfahrensabläufe im Reha-Prozess beschrieben werden. Es zeigt sich, an welchen Stellen gesetzliche Regelungen nicht umgesetzt werden. Die Arbeit mit dem Bericht und den Kennzahlen waren Thema beim ersten Symposium zum THVB (siehe Beitrag, hier). Deutlich wurde, dass der THVB als gemeinsame Gesprächsgrundlage dazu dienen kann, Verbesserungsbedarfe
aufzudecken. Hier setzt auch die Entwicklung eines trägerübergreifend abgestimmten Gemeinsamen Grundantrags an, über dessen Umsetzungsstand ebenfalls in dieser Ausgabe berichtet wird. Zugänge zu Reha und Teilhabe sind breit gestreut und können unterschiedliche Personengruppen betreffen. So werden in dieser Ausgabe unter anderem auch Zugangsmöglichkeiten aus der Pflegebegutachtung oder über digitale Angebote erörtert, aber auch die Teilhabe von geflüchteten Menschen mit Behinderung ist bei weitem kein Randthema mehr. Wie dem auch sei und wo auch immer, Inklusion setzt Zugänglichkeit voraus und Zugangswege ohne Stolpersteine.

Herzliche Grüße und alles Gute für Sie

Ihre Gülcan Miyanyedi