Reha-Info 05/2013 - Editorial
Berichte über psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind in den Medien mittlerweile an der Tagesordnung. Zahlreiche Studien und Untersuchungen zum Thema beschäftigen sich mit der wachsenden Problematik. Das ist gut so, birgt aber auch die Gefahr, dass die Brisanz des Themas sich zunehmend abnutzt. Dass seine gesellschaftliche Relevanz irgendwann von den Menschen nicht mehr ernst genommen wird.
In den Industriestaaten leiden einer OECD-Studie zufolge zwanzig Prozent der Beschäftigten unter psychischen Erkrankungen. Das Thema ist in aller Munde und doch noch immer nicht richtig angekommen. Denn die Akzeptanz von Menschen mit einer besonderen, vom sogenannten Normalmaß abweichenden Konstitution, ist nach wie vor gesellschaftlich nicht anschlussfähig. Fakt ist, psychisch krank zu sein gilt als Makel in der Leistungsgesellschaft. Viele Beschäftigte verschweigen daher ihre seelischen Krisen, den Krankenkassen zufolge sind es Millionen. Demgegenüber stehen Fehltage aufgrund psychischer Probleme, die in den Betrieben hohe Kosten verursachen. Das ist ein anhaltender Trend. Die Entwicklung ist nicht nur bitter für die Betroffenen, sie ist auch aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht alarmierend.
Um psychische Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen, sind vor allem gute Arbeitsbedingungen notwendig um Stress zu vermeiden oder besser damit umzugehen. Gibt es aber bereits eindeutige Krankheitsmuster, ist im Betrieb ein gutes Konfliktmanagement hilfreich. Eine möglichst frühzeitige Nutzung des Netzwerks an Hilfen der Rehabilitation kann dabei ein geeigneter Weg aus der Krise sein.
Ihre Helga Seel
Geschäftsführerin der BAR